Frage zu Ausbruchs-Schutz und Befeuchtung

  • Hallo,

    Ich habe ein paar Fragen bezüglich Ausbruchs-Schutz und Befeuchtung.


    Also ich habe grade zwei Ameisen Kolonien (Lasius niger) in der Überwinterung da es bald aber Zeit ist sie aus dem Winterschlaf zu holen. Zurzeit befinden sich grade in zwei Reagenz Gläsern. Die aber danach in ein selbst gebauten Antcube kommen (Natürlich nur eine Kolonie)


    Meine Frage ist mit welchen Mitteln brechen sie dann nicht aus?


    Also ich habe von Babypuder gehört und einem Öl. Bei Babypuder geht es um ein bestimmtes Mittel das die Ameisen abrutschen lässt ich meine aber auch gehört zu haben das durch Parfüm oder andere Sachen im Babypuder es nicht gut für die Ameisen sein kann.

    Beim Öl hab ich keine Ahnung was da benutzt wird. Ich weiß jetzt nicht genau was ich benutzen soll. Wäre schön wenn ich ein Rat bekommen könnte.


    Was für mich auch ein Problem ist, ist das befeuchten der Erde da es ziemlich gleichmäßig sein muss mit es nicht zu nass oder zu trocken ist. Ich hatte die Idee, ein löcherigen dünnen Schlauch an beiden Seiten oder über der Erde zu befestigen wo dann Wasser raus tropfen kann was durch ein microcontroller gesteuert wird. Habe aber keine Ahnung ob das eine gute Idee ist.


    Ich würde gerne wissen wie ich das sonst machen soll und wie oft und wie viel Wasser ich geben soll.


    Für Ideen und Anregungen wäre ich sehr dankbar.

  • Hi Vortexy,


    schau mal, hier in unserem Einsteiger-Wegweiser findest du nochmal diverse Ausbruchsschutz-Arten kurz erklärt: https://www.ameisenhaltung.de/die-ausbruchssicherung/


    Babypuder ist tatsächlich ungeeignet. Es geht dabei lediglich um das darin enthaltene Talkum. Dieses ist (allein für sich) ein klassischer Ausbruchsschutz - nur ist Babypuder wegen vielerlei anderer Inhaltsstoffe für Ameisen komplett ungeeignet. Talkum bekommt man wirklich problemlos und günstig über eBay und Konsorten, in den Ameisenshops (da aber in Kleinmengen, eher teuer), sowie teils sogar in der Apotheke. Das Talkum trägt man dick auf, es haftet auch an Silikon vernünftig. Talkum bröselt unter den Ameisenfüßen weg, die Tiere fallen dann herunter (was unschädlich ist).


    Bei Ölen nimmt man gern dickflüssiges (!) Paraffinöl. Auch Pflanzenöle funktionieren, werden aber schneller ranzig und brüchig. Maiskeimöl hat sich da ganz gut bewährt, Olivenöl ist eher ungeeignet. Rapsöl und Sonnenblumenöl sind auch in Ordnung. Das Öl bringt man dünn mit einem Papiertaschentuch oder Küchenpapier am Glas an. Die Ameisen wollen Ölflächen ungern betreten - tun sie es doch, rutschen sie ab. Auch die Ölsperre muss man immer wieder erneuern, denn v.a. bei hoher Luftfeuchtigkeit wird sie schnell brüchig (Abstoßung zwischen Wasser und Fett). Ölsperren haften nicht an Silikon. Das ist wichtig zu wissen. Wenn man selbst das Becken baut, sollte man also besser die Glasscheiben sich so überlappen lassen, dass gar keine Silikonschicht innen im Becken nötig ist (sondern dort die Glasscheiben eng aneinander anliegen).



    Was für mich auch ein Problem ist, ist das befeuchten der Erde da es ziemlich gleichmäßig sein muss mit es nicht zu nass oder zu trocken ist. Ich hatte die Idee, ein löcherigen dünnen Schlauch an beiden Seiten oder über der Erde zu befestigen wo dann Wasser raus tropfen kann was durch ein microcontroller gesteuert wird. Habe aber keine Ahnung ob das eine gute Idee ist.


    Ich würde gerne wissen wie ich das sonst machen soll und wie oft und wie viel Wasser ich geben soll.

    Dazu eine Rückfrage: Was ist die Idee hinter der Befeuchtung? Hatte es so verstanden, dass die Ameisen in einem RG in den Antcube kommen. Wenn du den Bodengrund befeuchtest, werden sie ggf. dort drinnen ihr Nest anlegen. Oder wird im Antcube eine Farm integriert. Oder ein Externes Nest?


    Letztlich ist die Wassergabe immer sehr individuell und abhängig davon, welche Ameisenart in was für einer Art Nest/Becken landet. Verschiedene Feuchtigkeitszonen im Nestbereich sind immer wünschenswert. Die Eier mögen es nämlich etwas kühler und feuchter als die Larven und Puppen.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

    Edited once, last by ice_trey ().

  • Danke für die so ausführliche Antwort.


    Also bei dem Ant Cube ist vorne die Arena und hinten zwischen der Rückseite und einem Mittel Glas Erde wo das Nest sein soll und es dann einen Ausgang zur Arena gibt die mit Aquariumkies Ausgelegt ist damit die Ameisen nicht in der Arena ihr Nest anlegen. Das mit der individuellen Wasser Abgabe ist interessant da es in der Natur doch nur regnet also mehr oder weniger gleichmäßig von oben Wasser auf die Erde tropft wird

    Letztlich ist die Wassergabe immer sehr individuell und abhängig davon, welche Ameisenart in was für einer Art Nest/Becken landet. Verschiedene Feuchtigkeitszonen im Nestbereich sind immer wünschenswert. Die Eier mögen es nämlich etwas kühler und feuchter als die Larven und Puppen.

    Also sind Eier dann meist tiefer oder wie kann ich das verstehen?


    .Das ist wichtig zu wissen. Wenn man selbst das Becken baut, sollte man also besser die Glasscheiben sich so überlappen lassen, dass gar keine Silikonschicht innen im Becken nötig ist (sondern dort die Glasscheiben eng aneinander anliegen)..

    Ich hoffe Das bastel Glas (Sowas wie Plexiglas nur in Günstiger) und Heißkleber nicht schädlich für Ameisen ist weil ich das verwendet habe.

  • Also bei dem Ant Cube ist vorne die Arena und hinten zwischen der Rückseite und einem Mittel Glas Erde wo das Nest sein soll und es dann einen Ausgang zur Arena gibt die mit Aquariumkies Ausgelegt ist damit die Ameisen nicht in der Arena ihr Nest anlegen.

    Verstehe, ok, also eine integrierte Farm. Das würde ich an deiner Stelle einfach im Leerlauf testen vor dem Bezug. Die Ameisen können auch noch ein bisschen im RG bleiben, kein Thema. Ich würde das mal mit dem Substrat befüllen, alles so wie es später sein soll. Dann befeuchtest du es, eher sachte als übermäßig. Bei Farmen macht man das oft so, dass man einen löchrigen Schlauch an einer der Seitenwände herabführt und durch diesen wässert. So können sich - zur gegenüberliegenden Seite hin - dann auch Feuchtigkeitszonen bilden (die Seite am Schlauch feucht, die gegenüberliegende trocken). Die meisten Einsteiger überschätzen den Wasserbedarf wahnsinnig. Gerade bei geschlossenen Farmen oder auch solchen integrierten mit geschlossenem Deckel verdunstet das Wasser echt langsam - da muss man nur 1x die Woche oder so ein paar Milliliter zugeben.


    Die Wassergabe ist natürlich total abhängig davon, wie groß die Farm ist - du musst das einfach selbst testen. Und am Ende spielt natürlich auch die Ameisenart eine Rolle (bei Lasius niger muss man nicht so streng sein, die sind robust). Nur als Beispiel: Hätte man eine Messor-Kolonie, müsste in jedem Fall ein Teil der Farm trocken bleiben - bestenfalls lagern die ihre Samen und Körner dann dort, so treiben die nicht wegen der Feuchtigkeit aus.


    Das mit der individuellen Wasser Abgabe ist interessant da es in der Natur doch nur regnet also mehr oder weniger gleichmäßig von oben Wasser auf die Erde tropft wird

    Ja, das ist richtig. Aber artspezifisch haben Ameisen verschiedene Vorlieben - die einen leben gerne in rottigem (daher auch meist feuchtem) Holz, die anderen lieber trocken in sandigen Böden, manche haben komplett "offene" Nester auf freien Flächen, andere stecken unter Steinen, oder oder. Auch ist der Untergrnd/Erdboden ja nicht gleichmäßig aufgeteilt - es gibt verschiedene Schichten und Materialien, die ineinander übergehen, u.Ä. Daher ist natürlich auch die Wasserverteilung nicht immer gleich.


    Lasius niger liebt es in der Natur z.B., sich unter Steinen, Steinplatten, größeren Ästen, oder auch unter Blumentopfuntersetzern etc. anzusiedeln - das "Dach" über den Kopf behält lange Wärme und hält Wasser besser ab, als ein komplett offenes Nest.


    Bei Waldameisen ist es noch ein wenig spezieller - deren Hügel sind ziemlich ausgeklügelt und dienen v.a. der Temperatursteuerung und eben auch als Regenschutz. Wenn es regnet werden die Eingänge verschlossen, Wasser fließt an der Streu ab (natürlich nicht vollständig, aber doch spürbar). Die Königinnen hocken weit unter dem sichtbaren Hügel in der Erde (je später im Jahr, desto tiefer), dort sind auch die Eikammern. Die Nestkuppel hält wie eine Art Sonnenkollektor die Wärme in sich - bestenfalls irgendwas zwischen 24-28°C.




    Also sind Eier dann meist tiefer oder wie kann ich das verstehen?

    Bei vielen Arten schon, aber das ist ein fließender Übergang. Tendenziell brauchen es die Eier aber kühler und feuchter für die (optimale) Entwicklung, die Larven und Puppen dann trockener und wärmer. Öffnet man ein Ameisennest, wird man das auch in der Tendenz so feststellen. Gerade im Sommer sind ganz oben in den Nestschichten viele Larven und Puppen zu finden, für die Eier müsste man da schon tiefer gehen. Die Königin(nen) sitzen bei vielen Arten möglichst tief im Boden - erstens sind sie dort gut geschützt, zweitens sind die Eikammern dann nicht fern. Bei Lasius niger können das bei alten, großen Kolonien auch mal 1,5m sein.


    In der Haltung haben wir natürlich nicht so viel Platz, die Ameisen lagern ihre Brut ganz gerne mal eher kreuz und quer. Das heißt nicht, dass die Brut sich nicht entwickelt, aber eben nicht am Optimum. Das sieht man schon daran, wie schnell Kolonien wachsen - in der Haltung mMn oft eher langsamer, auch werden die Völker in der Haltung meist deutlich weniger stark.




    Ich hoffe Das bastel Glas (Sowas wie Plexiglas nur in Günstiger) und Heißkleber nicht schädlich für Ameisen ist weil ich das verwendet habe.

    Nein, sollte nicht sein. Plexi oder Acryl wird ja oft verwendet. Beim Heißkleber musst du vielleicht eher ein wenig darauf achten, ob der mit der Zeit spröde wird oder anderweitig angegriffen (z.B. durch Feuchtigkeit). Silikon ist da ja hart im Nehmen und hält wirklich ewig. Kann ich so nicht beantworten, ehrlich gesagt - aber es ist für die Ameisen sicher nicht schädlich, zumal wenn das Nest schon eine Weile auslüftet vor Erstbezug (andere Kleber dünsten ja noch lange aus).

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

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