Polygyne Arten, Beispiel: Myrmica rubra

  • Hi, ich habe jetzt schon länger eine Myrmica rubra Kolonie(ich habe eine Gyne und ein paar Arbeiterinnen beim Umzug einer sehr großen Kolonie entnommen...). Mittlerweile sind es so 150 Arbeiterinnen.
    Da ich vermute, dass es nur eine Microgyne ist, stellt sich mir die Frage, ob die Kolonie dann auch die „volle“ größe einer „richtigen“ Kolonie erreichen kann(20000 Arbeiterinnen). Außerdem wollte ich fragen, ob der Unterschied zwischen einer Macrogyne und einer Microgyne wirklich nur die Größe ist und warum gibt es diesen Unterschied überhaupt(warum nicht nur eine „normale“ Königin?).
    So jetzt aber zum eigentlichen Thema, da diese Art polygyn ist, habe ich auch schon mit den Gedanken gespielt eine, oder sogar mehrere Königinnen hinzu zugeben... Kann man das do einfach machen? Außerdem bin ich mir da ja auch nicht 100% sicher, ob das auch rubra ist, da es ja sehr schwer ist diese auseinander zu halten...


    Lg oskar :thumbs_up:

    • Offizieller Beitrag

    Hallo oskar,


    die Fragen sind recht leicht zu beantworten. Eine Mikrogyne hat normalerweise tatsächlich eine etwas geringere Eierlegeleistung als normal gewachsene Gynen. Es wird also mit ihr allein vermutlich einfach etwas länger dauern. Zudem neigen Mikrogynen meiner Erfahrung nach dazu, teilweise Verhaltensweisen von Arbeiterinnen an den Tag zu legen (Verlassen des Nests, wenn ein starkes Rekrutierungsverhalten bei Entdecken einer Nahrungsquelle stattfindet, was Gynen eigentlich nicht machen sollten, außer bei einem Umzug).


    Der Größenunterschied ist mit der Fütterung der Larven zu erklären. Du musst dir bei Ameisen bewusst machen, dass die Königinnen und Arbeiterinnen exakt dasselbe Genmaterial haben. Es entscheidet sich also (ähnlich wie bei Bienen, nur dass diese eine noch speziellere Fütterung mit Gelee Royal bekommen) im Larvenalter, ob eine Arbeiterin oder Jungkönigin entsteht - der Futtermix wird von den fütternden Arbeiterinnen angepasst. Nur bei Männchen ist der Fall anders. Diese entstehen, wenn die Eizelle (also das spätere Ei) von der Königin nicht befruchet wird. Aus allen befruchteten Eiern (1 einzelnes Spermium wird in eine Eizelle geleitet, sehr effektiv) entstehen hingegen weibliche Tiere.


    Die Zugabe von fremden Tieren in eine Kolonie ist kritisch. Jede Kolonie hat ihren eigenen, spezifischen Koloniegeruch. Alles, was von außen kommt, wird im Normalfall als feindlich und Futter betrachtet. Vermutlich werden bei einer einfachen Zugabe von Königinnen diese also angegriffen und getötet. Es ist nicht abschließend bekannt, wie so eine Adoption in freier Natur vonstatten geht, man weiß aber dass es sie gibt (Genanalysen). Du kannst versuchen - damit habe ich recht gute Erfahrungen gemacht, allerdings bei Lasius - die neuen Gynen vor der Zugabe sehr gründlich unter fließendem Wasser abzuwaschen (klingt komisch, aber es funktionierte bei mir in vielen Fällen). Die alte Kolonie sollte sachte heruntergekühlt werden (z.B. erst Keller, dann Kühlschrank), bevor die neuen Gynen zugegeben werden. Die geringe Temperatur senkt den Aggressionsgrad erheblich. Am Anfang werden sie trotzdem angegriffen werden. Nach einigen Minuten sollte die Aggression dann sichtbar abnehmen. Das Riskiko - gerade bei stechenden Arten wie Myrmica - ist, dass die neuen Tiere schon eine hohe Giftmenge injiziert bekommen und daran versterben (nicht gleich wegwerfen, teilweise sind sie auch nur eine zeit gelähmt). Bei ausschließlich beißenden Arten, die Ameisensäure auf offene Wunden spritzen (wie z.B. Lasius, Camponotus, ...) ist das Verfahren naturgemäß etwas einfacher, da sie sich erstmal nur verbeißen, da passiert auf die Schnelle meistens nicht so viel (außer es wird ein Bein abgebissen o.ä.)


    Das Risiko mit der falschen Art musst du eingehen. Aus der Natur entnommene Myrmica species kannst du ohne weiteres kaum auseinanderhalten. Ich würde das erstmal mit 1-2 neuen Tieren testen.
    Berichte uns gern, wie es klappt oder wenn du weitere Fragen hast :smiling_face:

  • Ok vielen Dank, ich finde das sehr interessant, was du geschrieben hast :winking_face: .


    Ich versuche einfach diesen Sommer nochmal zur stelle zu gehen und eine weitere Königin zu entnehmen(natürlich ganz vorsichtig...). Ich denke da sollte ich am meisten Glück haben, auch mit der gleichen Art.


    Lg oskar

    • Offizieller Beitrag

    Hi oskar,


    sollte kein Problem sein, wenn die Kolonie sichtbar groß ist. Bei Myrmica kann man ja oft im Sommer unter wärmenden Steinen Brut und Gynen entdecken - da kannst du sicher ein paar mitnehmen und eine Integration wagen. Bei der selben Ursprungskolonie ist eine Integration btw unproblematisch, solange nicht zu viel Zeit vergangen ist. Im Normalfall sollte auch nach einigen Monaten der Koloniegeruch noch weitestgehend übereinstimmen, sodass du die neuen Tiere einfach zugeben kannst. Würde ich halt mal vorsichtig testen, z.B. mit einer Arbeiterin.

  • Ok vielen Dank @ice_trey , dass werde ich versuchen.
    Jetzt habe ich aber noch eine andere Frage: meine Kolonie hat jetzt ungefähr 200+ Arbeiterinnen und ich halte sie in einer Art Ikea Box, die 20*25cm mißt. Außerdem befindet sich das Nest in drei Reagenzgläsern, wo eins schon ausgetrocknet ist. Ich weiß ,dass diese Art sehr aktiv ist, dennoch stellt sich mir die Frage, ob die Aktivität so normal ist. Mir ist nämlich aufgefallen, dass immer viel mehr Arbeiterinnen in der Arena sind als im Nest... außerdem haben sie jetzt die ganzen nackt Puppen unter einen kleinen Ast versteckt, wo sich ungefähr 20 Arbeiterinnen rum wuseln. Warum machen die das?(Ameisenlogik?)
    Lg oskar

  • Puppen werden meist etwas trockener gelagert und da kann es durchaus auch mdl n einem Stück Holz die passenden Bedingungen haben.
    Die Ameisen wissen das sehr gut und bringen die Brut möglichst immer an die optimalsten Plätze.

    lg Franz :ant:
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    "Besser schweigen und als Narr scheinen, als sprechen und jeden Zweifel beseitigen." - Abraham Lincoln :frage:

  • Myrmica rubra liebt Feuchtigkeit, kann es sein, dass dort die Feuchte relativ hoch ist? Vlt höher als im RG? Kann gut sein, dass sie ein größeres Nest brauchen.
    Ansonsten, wie trainlandstreet (Franz) sagt, Wärme ist ein weiterer Grund. Vlt auch teilweise die Lichtverhältnisse, aber weil es nur Puppen sind, die Wärme.

  • Stimmt, dass mit dem Sand habe ich mir auch schon gedacht doch die Ameisen werden schon die überschüssigen Kammern selbst versiegeln... Ein Ausgang wäre auch voll, aber vielleicht ein bisschen überflüssig :smiling_face: . Was meinst du, wie lange muss das Aquariensilikon aushärten? Ich habe da so an 24h gedacht?
    Ehrlich gesagt weiß ich auch noch nicht ganz, wie ich den Schlauch in das Gehege(offene Box) machen soll... ich dachte, ich fixiere ihn an einer Ecke und streiche ihn mit Talkum ein. Was meinst du?


    Lg oskar :grinning_face_with_smiling_eyes:

  • So erstmal ein Update: mittlerweile sind jetzt so 7 Arbeiterinnen und ein kleiner Haufen Eier im neuen Nest und es wird fleißig hin und her gerannt(vom Schlauch zum alten Nest). Ich vermute, dass der richtige Umzug heute oder morgen Nacht statt findet.
    Da ich jetzt kein neuen Tread machen wollte kommt hier meine Frage: ich bin mir immer noch nicht sicher, welche Myrmica Art das ist. Das muss ich aber wissen, da ich ja bald neue Gynen hinzufügen will. Ich habe eine Microgyne und die Arbeiterinnen haben auch kleine Härchen. Sie werden mit der Lebensdauer immer dunkler und sind voll ausgewachsen echt dunkel(für eine Myrmica...), ich habe ein paar Bilder gemacht...


    Lg oskar

  • Dass das eine Knotenameise ist, ist unschwer zu erahnen, welche Art nun aber genau, da müsste das Verhältnis Ameise/Hintergrund wohl eher umgekehrt sein.

    lg Franz :ant:
    _______________________________________________________________________________________
    "Besser schweigen und als Narr scheinen, als sprechen und jeden Zweifel beseitigen." - Abraham Lincoln :frage:

  • Also ich habe mich jetzt ein bisschen schlau gemacht und in der engeren auswahl stehen rubra und ruginodis.
    Man kann die zwei Arzen gut an den Gynen unterscheiden. Ruginodis: orang-brauner Thorax und ausgeprägte Dornen
    Rubra: dunkelroter Thoraxs und eher kleinere Dornen. Ich habe jetzt ein paar Bilder gemacht und würde gerne wissen, was ihr meint... ich tendiere zu Myrmica rubra. Markant ist auch noch ein kleiner „Fleck“ auf dem Hinterteil der Ameisen(besonders gut bei frisch geschlüpften Arbeiterinnen zu sehen). Die Königin ist mit einen Pfeil gekennzeichnet.
    Lg

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