Myrmica rubra

    • Offizieller Beitrag

    Myrmica rubra ist eine der in Europa am weitesten verbreiteten Ameisenarten. Ihr deutscher Name "rote Gartenameise" weißt auch schon auf ihre bevorzugten Neststandorte hin: Schattige und feuchte Stellen in Gärten, Wälder und Wiesen, zumeist unter Steinen oder Holz. Wie alle Knotenameisen sind Myrmica rubra mit einem Stachel ausgestattet. Der Stich erinnert an das Brennen von Brennnesseln. Bisweilen taucht diese Art auch als Myrmica microrubra auf.


    Steckbrief
    Unterfamilie: Myrmicinae (Knotenameisen)
    Gattung: Myrmica
    Untergattung: -
    Art: rubra
    Nahrung: tote Insekten, Honigtau (Trophobiose); Honig(wasser) in der Haltung
    Lebensraum: Europa: Großbritannien bis Zentral-Asien, Skandinavien bis schwarzes Meer. In den USA lokal eingeschleppt. Ebene bis subalpine Stufe.
    Habitat: mag es mesophil bis feucht, gut temperierte Wiesen, Weiden, Lichtungen, offenes Gehölz und lichtes Buschwerk in urbanen, landwirtschaftlichen und natürlichen Gebieten. Fehlt praktisch nur in xerothermen und vegetationsarmen Zonen. In Wäldern und oberhalb 800m NN auf Wiesen und Mooren durch die oligotherme M. ruginodis verdrängt. Kann in Hochgras oder Hochstaudenfluren absolut dominierende Art sein.
    Königinnen: polygyn
    Gründung: semiclaustral, Pleometrose in der Haltung möglich, in freier Natur werden anscheinend Jungköniginnen auch adoptiert
    Winterruhe: Oktober - März (6 Monate optimal; mindestens 5 Monate)
    Schwärmzeit: August
    (Körper-)Größe: Königinnen: Microgyne ca. 5mm, Macrogyne 7,5-8,5mm
    Arbeiterinnen: ca. 4-7mm, monomorph
    Männchen: ca. 4-6mm
    Aussehen/Färbung: Arbeiterinnen: rötlichbraun, Kopf eher dunkelbraun gefärbt, die Gaster ist etwas dunkler als der Thorax und glänzend
    Königinnen: ähnlich wie Arbeiterinnen, aber der Thorax meist dunkler gefärbt
    Männchen: schwarz
    Entwicklungszeiten der Arbeiterinnen:
    Ei zu Larve: k.A.
    Larve zu Puppe: k.A.
    Puppe zu Imago: k.A.
    Insgesamt: ca. 6 Wochen
    Puppen: Nacktpuppen
    Sonstige Angaben: Wird oft mit anderen Myrmica-Arten verwechselt, wobei M. rubra die häufigste und Myrmica Europas ist.
    Eine typische Einsteigerart, da sie pflegeleicht und recht aggressiv ist.
    Die Arbeiterinnen haben einen Stachel, Stiche führen zu Irritationen wie die Berührung von Brennnesseln. Myrmica rubra sticht schnell und schmerzhaft (SEIFERT)
    Dise Art wurde zwischenzeitlich in die USA eingeschleppt und ist dort als invasive Pestant mit dem Namen "Europäische Feuerameise" (european/german fire ant) bekannt.
    Vernichtungskriege zwischen Kolonien der selben Art wurden beobachtet, wobei nach Vernichtung einer Kolonie das gegnerische Nest geplündert wird.



    Allgemein
    Myrmica rubra sind relativ robust, verzeihen aber nicht jeden Anfängerfehler. Bei zu wenig Feuchtigkeit im Nest sterben oft große Teile der Kolonie ab, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. Dennoch brauchen sie nicht sehr viel Platz und in der Haltung sind normale Zimmertemperatur und normale Luftfeuchtigkeit ausreichend, um die Kolonie wachsen und gedeihen zu lassen. Aus genau diesen Gründen ist Myrmica rubra als erste Kolonie, sozusagen „zum Üben“, recht gut geeignet, wenngleich nicht die einfachste Art. Der Fang aus den Schwarmflügen ist der Erfahrung nach sehr schwierig, nur selten findet man Jungköniginnen und wenn, dann kann es gut sein, dass diese bereits einen Nistplatz haben und nur auf der Jagd sind. Ein Einsammeln ist hier nicht zu empfehlen. Eine Bestimmung ist recht schwer, bei Wildfängen lässt sich meist nur die Gattung festlegen. Zudem fällt eine Unterscheidung zu Manica rubida noch ziemlich einfach (diese haben keine Dornen).


    Gründung
    Myrmica rubra Königinnen gründen semiclaustral, das bedeutet, dass die Königin sich zuerst eine Gründungskammer baut (in der Haltung ist das RG die Gründungskammer) und dort die ersten Arbeiterinnen mit Nahrung großzieht, die sie bei der Jagd erbeutet hat. Diese Gründungsart ist für die Gyne relativ riskant, da sie von Feinden selbst erbeutet werden kann. In der Haltung hat man aber den Vorteil, schon während der Gründung eine aktive Königin beobachten zu können, was bei claustral gründenden Arten wegfällt.


    Bei der Gründung braucht die Königin Ruhe und Dunkelheit, das RG muss offen sein und die Gründungskammer klein. Es wird empfohlen, die Gyne nur auf Jagd zu beobachten und sie im Nest in Frieden zu lassen. Da die Königin (und die Art selbst) aber nicht all zu empfindlich ist, kann man, wenn man denn unbedingt muss, auch mal kurz nachgucken.


    Insgesamt ist die Gründung von Myrmica rubra sehr einfach und überschaubar.


    Anfang
    Am Anfang braucht man sich keine Sorgen zu machen, wenn die Ameisen nur selten das Nest verlassen und nur wenig Futter brauchen. Für eine kleine Kolonie reicht es bereits aus, nur ein- bis zweimal pro Woche Nahrung aufzunehmen - sie brauchen im Moment einfach nicht mehr. Für den Halter mag es dann langweilig sein, aber das ist ein vollkommen normales Verhalten, welches sich bereits nach ein paar Monaten, in denen mehr Ameisen schlüpfen, verflüchtigt.
    Interessant ist aber auch bei kleinen Kolonien schon das Jagdverhalten. Wird ein Beutetier entdeckt, werden zuerst die anderen Koloniemitglieder "rekrutiert". Mitunter verlässt fast die gesamte Kolonie- ab und an sogar die Gyne- das Nest um sich auf das Beutetier zu stürzen.


    Nestarten
    Myrmica rubra ist hier ein echtes Allround-Talent. Ob Ytong, Farm, Erdnest, Korknest oder Gipsnest - alles ist als Nest geeignet. Was am Ende als Nistgelegenheit verwendet wird, bleibt dem Halter überlassen. Er muss wissen welches Nest ihm am meisten zusagt in Sachen Einblick, Kosten, Pflege.
    Gängig ist aber das Ytongnest und die Farm.


    Futter
    Myrmica rubra sind in Sachen Futterinsekten sehr offen. Ob Fliegen, Heimchen, Grashüpfer, Mehlwürmer oder Schwarzkäferlarven, alles kann verfüttert werden. Ob die Ameisen es annehmen oder nicht ist eine andere Frage. Manchmal stehen sie auf das Eine mehr als auf das Andere, dies ist kolonieverschieden. In Sachen Honig kann man, wenn man will, auch verschiedene Sorten durchprobieren. Ganz normaler Sommerblütenhonig, Waldhonig o.ä. reicht aber aus.
    Wie immer gilt: Je abwechslungsreicher die Nahrung, desto besser wird sie angenommen- meistens :winking_face:


    Bei der Verfütterung von Insekten mit dickem Chitinpanzer (z.B: Mehlwürmer und Heimchen) sollte man das Futtertier unbedingt in zwei Teile schneiden, um den Ameisen das Herankommen an das Innere zu erleichtern. Alleine kommen Myrmica rubra Arbeiterinnen nur schlecht an das Innere.


    Myrmica rubra sind begnadete Jäger. Sie stürzen sich in Massen auf Beutetiere und können so auch Lebendnahrung leicht erbeuten. Jedoch wird aufgrund der Parasitengefahr durch lebende Futterinsekten (Milben u.Ä.) ein Abbrühen des Futtertiers empfohlen.


    Langjährige Haltung
    Eine Myrmica rubra Kolonie nur kurz zu besitzen macht zwar auch schon Spaß, allerdings wird es nach dem „Babyalter“ der Kolonie keineswegs langweilig! Gerade wenn die Kolonie groß ist und schon 500+ Arbeiterinnen hat wird die Haltung erst richtig toll. Man kann sich schon früh auf Geschlechtstiere freuen und die Außenaktivität der Kolonie nimmt stark zu, so dass man immer was zu sehen und zu erleben hat- insbesondere bei der Fütterung. Außerdem kann man sich dann perfekt mit der Ausbruchssicherung vertraut machen. Diese ist in der Ameisenhaltung, insbesondere bei exotischen Arten, sehr wichtig und sollte immer funktionieren!


    Viel Platz braucht die Kolonie auch nicht, sie gibt sich schon mit relativ wenig zufrieden. Eine große Kolonie kann man mit zwei 20x30 Arenen, in denen man vielleicht noch eine zweite Etage eingebaut hat, wirklich sehr gut halten. Wie lange? Sobald die Ameisen in ihrer Arena Kreise drehen am Scheibenrand entlang oder verstärkt versuchen auszubrechen wird es Zeit für eine größere Arena.


    Sonstiges
    Ein Myrmica rubra Volk kann in freier Natur sehr groß werden, anscheinend wurden schon riesige Kolonien mit 600 Gynen entdeckt. Wie die meisten Ameisen werden die Königinnen dabei mehrere Jahre alt und durch die Polygynie werden gestorbene Königinnen ersetzt.


    Myrmica rubra ist nicht sehr nesttreu, sie nehmen bessere Nistplätze gerne an und zögern dabei nicht lange.


    Nochmal zur Erinnerung: Das Nest muss immer (!) feucht sein, damit die Kolonie wachsen und gedeihen kann.


    Myrmica rubra ist eine der wenigen Arten, wo eine Züchtung unter Umständen glücken kann!
    Kolonieintern wurde Inzucht beobachtet, die Männchen versuchten dabei sogar Arbeiterinnen zu begatten- was natürlich nicht funtkionierte.
    Myrmica rubra taugt somit gut als Art für Zuchtversuche. Ob es glückt ist wieder eine andere Sache :winking_face:

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

    2 Mal editiert, zuletzt von fink2 ()

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