Welche Arten sind für den Einstieg geeignet?

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    Dieser Guide beschäftigt sich mit der viel gestellten Frage, was für Ameisen sich ein Neuling in Sachen Ameisenhaltung anschaffen kann bzw. sollte.


    Generell kann man sagen, dass Exoten für den Einstieg in die Ameisenhaltung weniger geeignet sind. Zwar existieren einige leicht zu pflegende Arten, trotzdem stellen Exoten besondere Ansprüche an die Verantwortung des Halters, seiner Umwelt gegenüber und oft auch an seine Fähigkeit, optimale Bedingungen im Formicarium schaffen und halten zu können. Ausgebrochene Exoten können unsere Flora (Pflanzenwelt) und Fauna (Tierwelt) nachhaltig schädigen. Fälle hiervon gab und gibt es bereits und schon jetzt werden zahlreiche Rufe nach einem Importverbot für Exoten oder gar nach einem gänzlichen Verbot der Ameisenhaltung laut. Umso mehr muss sich der Ameisenhalter bemühen, Verantwortungsbewusstsein zu entwickeln und erst dann - wenn überhaupt jemals - auch nur einen Gedanken an die Exotenhaltung zu verschwenden. Exoten gehören genauso wenig in die Hände eines unreifen Kindes, noch in die eines vergleichbar unreifen Erwachsenen, der sich der Gefahren evtl. zwar bewusst ist, aber sie nicht in seine Haltungsweisen miteinbezieht. Ebenso verhät es sich mit südeuropäischen Arten. Eben alles nicht-einheimische. Wichtig ist es für einen jeden Halter, diesen Thread hier zu kennen: Intraspezifische Homogenisierung und Infektionsgefahr durch exotische Ameisenarten
    Dieser Thread hört sich zwar abschreckend an, sollte aber aufmerksam gelesen werden.


    Nun aber zum eigentlichen Thema. Es gibt einige Ameisenarten, die sich besser für den Einstieg in die Ameisenhaltung eignen als andere, da sie robuster sind bzw. weniger Anforderungen an den Halter stellen. Diese wären Lasius niger, Lasius flavus, Myrmica rubra, Formica fusca, Camponotus ligniperdus und Camponotus herculeanus. Die letzteren sind nur teilweise für den Einstieg geeignet.
    Warum gerade diese Arten werde ich nun erläutern. Um die einzelnen Arten zu charakterisieren wurden von www.ameisenhaltung.de die Steckbriefe übernommen.

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    Lasius niger


    Lasius niger lebt vorwiegend in Erdnestern, die bis zu 30cm hohe Erdhügel aufweisen können, oft auch unter Steinen und zwischen Gräsern.
    Sie sind sehr weit verbreitet, vorwiegend aber an nicht zu trockenen Orten, z.B. an Waldrändern, auf Wiesen und in Gärten. Lasius niger betreibt Blattlauszucht, z.B. auf Rosen, kleinen Apfelbäumen, Holunder oder Johannisbeeren.


    Unterfamilie: Formicinae (Schuppenameisen)
    Gattung: Lasius
    Nahrung: Zoophag, Trophobiose
    Lebensraum: Europa (weit verbreitet)
    Königinnen: Monogyn
    Winterruhe: Oktober - März
    Schwärmzeit: Ende Juni bis Anfang September. Hauptschwärmzeit von Mitte Juli bis Anfang August; nachmittags
    (Körper-)Größe:
    Königinnen: ca. 8-9mm
    Arbeiterinnen: ca. 3-5mm
    Männchen: ca. 3,5-4,5 mm
    Aussehen/Färbung: dunkelbraun bis schwarzbraun. Ziemlich dichte, silbrige Behaarung, dazwischen einzelne längere Haare.
    Entwicklungszeiten: Arbeiterinnen
    Ei zu Larve: ca. 10-15 Tage
    Larve zu Puppe: ca. 10-15 Tage
    Puppe zu Imago: 10 - 25 Tage
    Insgesamt: 1 - 1,5 (manchmal auch bis 2) Monate
    Puppen: Kokonpuppen
    Sonstige Angaben: Lasius niger ist sehr weit verbreitet, begattete Jungköniginnen sind nach dem Schwarmflug sehr einfach zu finden. L. niger ist eine aggressive und dominante Ameise, die andere Arten (meist) erfolgreich bekämpft.
    Sie ist für unerfahrene Halter leicht mit Formica fusca zu verwechseln, diese sind jedoch größer und lassen nach der Nahrungsaufnahme auf dem Hinterleib helle Streifen erkennen.


    Lasius niger eignet sich für den Einsteiger insbesondere aufgrund seiner hohen Aktivität, dem starken Bevölkerungswachstum und der Robustheit, die auch Haltungsfehler gerne verzeiht. Zu beachten ist, dass Lasius niger extrem nesttreu sind und es bisweilen sehr lange dauert bis sie in ein neues Nest umziehen


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    Myrmica rubra


    Die Rote Gartenameise ist so ziemlich überall, besonders in Gärten anzutreffen. Sie mag es feucht.
    Die Königinnen befinden sich im Freiland meist auch an der Nestoberfläche.


    Unterfamilie: Myrmicinae (Knotenameisen)
    Gattung: Myrmica
    Nahrung: Honigtau, kleine Insekten
    Lebensraum: Europa; Erdnester meist unter Steinen, Blumentöpfen oder in morschem Holz
    Königinnen: Polygyn, adoptiert Jungköniginnen
    Winterruhe: Ende September - März bei 5-10 °C
    Schwärmzeit: Ende August
    (Körper-)Größe:
    Königinnen: 6,5 - 7,5 mm;
    Arbeiterinnen: 4 - 6mm;
    Männchen: 4 - 6 mm;
    Aussehen/Färbung: rötlich, Kopf meist dunkler
    Entwicklungszeiten: Insgesamt ca. 6 Wochen
    Puppen: Nacktpuppen


    Myrmica rubra sind wie Lasius niger sehr aggressiv und aktiv. Bei der Fütterung verlässt ein großer Teil der Kolonie das Nest, mitunter sogar Königinnen. Zu beachten ist, dass ihr Stich ähnlich unangenehm ist wie Brennnesseln und auch zu kleineren Schwellungen führen kann. Die Kolonien wachsen (auch abhängig von der Gynenanzahl) recht schnell. Der Nahrungsbedarf ist recht hoch, auch wenn diese Art auch längere Zeit ohne Nahrung gut leben kann. Das Nest muss unbedingt feucht sein, da die Ameisen sonst schnell eingehen.


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    Formica (Serviformica) fusca


    Schwarz-glänzend am ganzen Körper, Körperlänge der Arbeiterinnen 4-8 mm, Königinnen bis etwa 12 mm. Hier treten große Unterschiede besonders durch die Menge der gespeicherten Nahrung im Hinterleib auf.
    Sie können von Anfängern leicht mit Lasius niger verwechselt werden. Ihre Schnelligkeit und Größe ist aber weitaus höher als die von Lasius niger.
    In der Natur sind sie die Hauptsklavenart von Raptiformica und Polyergus.


    Unterfamilie: Formicinae (Schuppenameisen)
    Gattung: Formica
    Untergattung: Serviformica
    Nahrung: Hauptsächlich zoophag, aber auch Honigtau
    Lebensraum: Alle nicht zu feuchten Habitate in Europa
    Königinnen: Polygyn
    Winterruhe: Oktober - März
    Schwärmzeit: Sommermonate
    (Körper-)Größe:
    Arbeiterinnen: 4,5 - 7,5 mm
    Geschlechtstiere: bis 11 mm
    Aussehen/Färbung: Sie ist am ganzen Körper, der durchgehend schwarz-glänzend ist, mit kurzen Härchen bewachsen.
    Entwicklungszeiten: gesamt ca. 1,5 Monate
    Puppen: Kokonpuppen
    Sonstige Angaben: Die Größe der schwarz gefärbten Arbeiterinnen ist stark von der Menge der im Kropf gespeicherten Nahrung abhängig.


    Formica fusca stellt dem Halter kaum Ansprüche und ist daher sehr leicht zu halten. Die Kolonien sind volksarm, vermehren sich aber dennoch sehr schnell. Die Arbeiterinnen sind recht groß und Einsteiger verwechseln sie gerne mit den kleineren aber ähnlich aussehenden Lasius niger.


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    Lasius flavus


    Erdnester mit bis zu 100.000 Ameisen (lt. Seifert) sind unterirdisch angelegt und mit Gras oder anderen Pflanzen überwachsen. Die Nester besitzen keine oder selten wenige Ausgänge. Betreibt Wurzellauszucht. Es gibt aber auch überirdische kleinere Nestteile in Form von Erdhügeln, in denen z.B. Brut bei höheren Temperaturen gelagert wird. Der Sehsinn ist verkümmert, die Orientierung erfolgt vor allem mit dem Geruchssinn. Koloniegründung kann durch mehrere Königinnen erfolgen (Pleometrose), allerdings kommt es nach dem Schlüpfen der ersten Arbeiterinnen zu Kämpfen unter den Königinnen oder sie separieren sich in getrennte Nester.


    Unterfamilie: Formicinae (Schuppenameisen)
    Gattung: Lasius
    Nahrung: Honigtau von Wurzelläusen, machmal auch Insekten.
    Lebensraum: Europa, Asien, Nordafrika, Osten Nordamerikas; unterirdisch
    Königinnen: monogyn, oligogyn
    Winterruhe: Oktober - März
    Schwärmzeit: Mai bis Oktober; Hauptschwärmzeit: Juli/August
    (Körper-)Größe: Königin: 7-9mm;
    Arbeiterinnen: 2-4mm
    Männchen: 3-4mm;
    Aussehen/Färbung: Arbeiterinnen sind blassgelb bis gelbbraun gefärbt; Königin und Männchen dunkler;
    Puppen: Kokonpuppen


    [i]Lasius flavus leben recht versteckt und verlassen das Nest in freier Natur kaum. In der Haltung wird dies relativiert, da die Ameisen sich an das Fehlen von Wurzelläusen als Nahrungsquelle anpassen und daher das Nest häufiger verlassen, um zu fouragieren. Die Außenaktivität bei kleinen Kolonien ist vergleichsweise mit etwa Lasius niger schwach, bei großen Kolonien allerdings ähnlich hoch. Dennoch ist von einem Erdnest abzuraten, hin zu einem einsehbaren Nest, was sich gerade bei kleineren Kolonien lohnt.
    Die Kolonien sind sehr volksstark, aber zumeist wenig aggressiv. Sie ernähren sich in der Haltung hauptsächlich von Honig/Honigwasser und wenigen Futterinsekten. Da diese Art sehr genügsam ist, zählt sie ebenfalls zu den Einsteigerarten.


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    Camponotus ligniperdus


    C. ligniperdus ist die größte mitteleuropäische Ameise. Diese Art bildet verschiedene Unterkasten, bei denen erhebliche Größenunterschiede auftreten: Minor-, Media- und Major- Arbeiterinnen, wobei es auch Mischformen zwischen diesen gibt. Die Art nistet vorzugsweise in am Boden liegendem Holz an Waldrändern. Vorzugsweise sonnige Stellen. Die Ameisen benötigen aufgrund ihrer Größe viel Eiweiß und haben lange Entwicklungszeiten.


    Unterfamilie: Formicinae (Schuppenameisen)
    Gattung: Camponotus
    Untergattung: Camponotus
    Nahrung: Zoophag, Trophobiose
    Lebensraum: Mitteleuropa; Sonnige Stellen in Laub- oder Mischwäldern, Trocken- und Halbtrockenrasen mit Buschwerk, auch Feldraine in der Kulturlandschaft, auch in Holz anzutreffen
    Königinnen: Monogyn, selten auch oligogyn
    Winterruhe: Oktober bis März (endogener Rhythmus)
    Schwärmzeit: Von Anfang Mai bis Ende Juni, 300-150 min vor Sonnenuntergang, bei 21 bis 27°C
    (Körper-)Größe:
    Königinnen: ca. 16-18 mm
    Arbeiterinnen: ca. 6-14 mm
    Männchen: ca. 8-12 mm
    Aussehen/Färbung: Körper ziemlich glänzend, Kopf und überwiegender Teil des Hinterleibs schwarz; Thorax, Beine, Schuppe und vorderer Teil des Hinterleibs rotbraun gefärbt
    Puppen: Kokonpuppen
    Sonstige Angaben: Die Männchen helfen bei der Brutpflege.


    Camponotus ligniperdus sind bedingt für den Einsteiger geeignet. Sie verzeihen nicht so viele Fehler wie die typischen Einsteigerarten und brauchen aufgrund ihrer langsamen Entwicklungszeiten sehr viel Geduld. Schön sind allerdings die Färbung und die ausgeprägte Größenunterschiede der Arbeiterinnen. Die Aktivität lässt bei kleineren Kolonien leider oftmals zu wünschen übrig, aber je größer die Kolonie, desto höher die Außenaktivität.


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    Camponotus herculeanus


    Diese großen, zu den größten Ameisen Europas gehörenden Tiere sind sehr wehrhaft und können mit einem Biss Waldameisen "köpfen", greifen den Menschen aber nur bei Störung des Nestes an. Sie sind tag- und nachtaktiv und nisten vorzugsweise unter Holz oder unter Steinen. Die Arbeiterinnenkaste besteht aus Minor-, Media- , sowie Majorarbeiterinnen und Mischformen zwischen diesen.


    Unterfamilie: Formicinae (Schuppenameisen)
    Gattung: Camponotus
    Untergattung: Camponotus
    Nahrung: Honigtau (Trophobiose mit Rindenläusen), Insekten
    Lebensraum: Mitteleuropa; weit verbreitet (an sonnigen Standorten), Wald u. Gebirge
    Königinnen: Monogyn, manchmal auch oligogyn
    Winterruhe: Oktober - März (endogener Rhythmus)
    (Körper-)Größe:
    Königinnen: ca. 16-18 mm;
    Arbeiterinnen: ca. 6-14 mm;
    Männchen: ca. 8-12 mm;
    Aussehen/Färbung: Schwarze Färbung, Brustabschnitt braun;
    Puppen: Kokonpuppen


    Haltungsanforderungen und Besonderheiten: Siehe Camponotus ligniperdus. Zusätzlich relativ stressanfällig. Weniger farbig als Camponotus ligniperdus


    [Blockierte Grafik: http://picmirror.de/bild.php/45731_campnotusherculeanu.jpg]

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