Welche vertragen sich?

  • Hi. Ich hab da mal ne frage.
    Zur Zeit plane ich ein Gemeinschafts-Formikarium. Da muss ich noch was wissen. Klingt jetzt vileicht als wär ich net richtig vorbereitet, aber ich hab ja auch net vor morgen die ersten Ants an zu siedeln. Das wird aber noch en par Jährchen dauern bis ich damit anfang.
    Ich weiß halt noch net welche Arten ich da rein setzen werd. Ich hab schon mal Temnothorax spec. ins Auge gefasst. Sicher is des noch net. welche Arten wären noch geeignet?
    Sie sollten
    -nicht aggresiv sein
    -nicht zu viel Platz benötigen
    -unser klima gut vertragen
    Leider finde ich in den foren nur selten Angaben, die auf die Tauglichkeit für die Gemeinschaftshaltung schließen lassen. Über konkrete Infos würde ich mich sehr freun.

  • Ein Gemeinschaftsbecken klingt immer interessant und es gibt durchaus Möglichkeiten, es umzusetzen. Einige Arten, z.B. Temnothorax nylanderi, sind ziemlich klein und wenig aggressiv, könnten also gemeinsam mit anderen , größeren Arten gehalten werden, die die Winzlinge meistens ignorieren. Des weiteren könnte man versuchen, den natürlichen Instinkt unserer Sklavenhaltenden Arten (z.B: Formica sanguinea) auszunutzen, um sie mit Formica fusca zu vergesellschaften (was übrigens nicht selten mit dem Tod der F.-fusca-Kolonie endet, auch unter natürlichen Bedingungen). Soweit zwei durchaus funktionale Möglichkeiten... und jetzt kommt der erhobene Zeigefinger:
    Ich rate grundsätzlich von der Vergesellschaftung verschiedener Arten ab. Es ist doch immer ein erheblicher Stressfaktor, mehrere Kolonien auf einem begrenzten Raum zu halten. Man müsste ein Formicarium erheblicher Größe konstruieren, damit sich die Tiere nicht zwangsläufig in die Quere kommen. Das heißt: viel Platz, getrennte Fütterung, noch mehr Platz. Außerdem stellen unterschiedliche Arten auch z.T. unterschiedliche Ansprüche, denen man natürlich gerecht werden muss. Wenn man das alles umsetzt, kann man die Kolonien auch gleich in getrennten Anlagen halten, die nebeneinander stehen... das hat etwa den selben Effekt, ist aber wesentlich einfacher. Bei weiterem Interesse hier mal ein etwas älterer Thread, in dem das Thema sehr ausführlich behandelt wurde:


    Wie findet ihr mein Gemeinschaftsbecken? (sofern man die Polemik außen vor lässt :smiling_face: )


    Ansonsten findest du über die Suchfunktion noch so einiges dazu

  • Hab den Thread zur hälfte gelesen. Den Rest les ich dann wenn ich Zeit hab auch noch. phu da gehts ganz schön zur Sache. Ich hoff dass meine Anfrage nicht auch so einen Streit auslöst. Deshalb möchte ich hier ein par Sachen klar stellen. Ich möchte nur Arten rein setzen die sich 1000%ig vertragen. Jede Kolo soll in ihr eigenes Becken. Die Becken werden dann mit einer Gemeinsamen Arena verbunden. Ich will keine Kämpfe und ich will keine Kolo heraus nehmen müssen. Deswegen dieser Thread. Danke für eure Hilfe.

  • Diese Streitereien sind in der Vergangenheit immer dann aufgetreten, wenn Halter mit völlig konträren Ansichten über ein Thema aufeinandergekracht sind: die einen, die sich Gedanken über Haltungsmoral und die Risiken der Ameisenhaltung machen und versuchen, diese auszuschalten, und die anderen, die das eben nicht tun oder verleugnen. Es wird hier bestimmt nicht dazu kommen, denn du bist wie ich sehe nicht nur auf der Suche nach Zustimmung und Bewunderung für deinen Plan und reagierst auf Kritik nicht wie ein trotziges Kind, sondern du suchst nach Anregungen und Tipps. Und genau so wünscht man sich das doch :winking_face: Der Thread, den ich verlinkt habe, sollte dir ohne dass ich viel dazu schreiben muss verdeutlichen, wie mann's nicht macht und vor allem: welche Hirngespinste man sich am besten gleich wieder abschminkt.


    Jede Kolonie in einem eigenen Becken mit einem Berührungspunkt in der Arena kann funktionieren, achte aber darauf, dass die Arena ausreichend groß ist und die Tiere getrennt gefüttert werden, damit es keine Rivalitäten um Ressourcen gibt. Deshalb macht es übrigens auch Sinn, darauf zu achten, dass die Arten, die du auswählst, unterschiedliche ökologische Nischen ausnutzen. Fakt ist aber: einfach wird das nicht und es gleicht eher einem Experiment, denn mit Sicherheit kann dir wohl kaum jemand Auskunft über die Funktionalität deines Vorhabens geben. Das selbe gilt für die Artauswahl. Was ich immer wieder gern frage: wenn du keine Rivalitäten zwischen den Arten willst (was ich sehr begrüße!) und auch ansonsten eigentlich eine Berührung eher vermeiden willst bzw. eine umfangreiche Rückzugsmöglichkeit schaffen willst: warum dann überhaupt eine solche Vergesellschaftung? Ich suche noch immer nach möglichen Vorteilen dieser Form der Haltung, bin bisher aber auf keine gestoßen. Da klingt nämlich die Theorie bestimmt mal wieder spannender als die Praxis wirklich ist. Der Nachteil eines potentiellen Stressfaktors bzw. unkontrollierbarer Ergebnisse, die katastrophale Folgen für zumindest eine, wenn nicht alle Kolonien haben können, bleibt hingegen in jedem Fall bestehen.

  • Hannibals letzte Aktivität war vor einem halben Jahr.


    Leider hat er nie offenbart, welche 10 (zehn!) Arten Kalytta in einem 60 cm-Becken zusammen gehalten haben will. Das hat man auch in anderen Foren nie erfahren.
    Ob Hannibal nun seine Gemeinschaftshaltung durchgezogen hat, ist auch unbekannt.


    Das enttäuschende Ende des von joey verlinkten threads ist wie so oft: Er hört einfach auf, ohne dass man Antworten auf die vielen diskutierten Fragen findet. Schade um die Zeit für's Lesen.


    Ich kenne bisher nur einen Bericht, in dem die erfolgreiche Gemeinschaftshaltung einer Camponotus- und einer Temnothorax-Art beschrieben wurde. War irgendwo bei den Ameisenschützern.


    Warum gibt es so wenige Berichte? Doch vermutlich, weil's meistens eben nicht funktioniert!


    Gruß,
    Antguy

  • Ich erinnere mich auch an die Schilderung einer Halterin, die zur Dekoration ihres Formicariums Eicheln in die Anlage gelegt hat, ohne sie (was man bei natürlichen Materialien ja normalerweise machen sollte) in irgend einer Form gegen eventuelle "Eindringlingen" (etwa Schimmelsporen) zu behandeln. Dabei hat sie versehentlich eine Kolonie Temnothorax nylanderi eingeschleppt... sie hatte glaube ich Formica fusca und die T. n. wurden von diesen weitestgehend ignoriert. Versteht das aber nicht als Tipp für die Artwahl, denn ich habe keine Ahnung, ob und wie lange das funktioniert hat... ich kenne nur die Schilderung

  • Gaster: Deren stridulieren könnte nun wieder den Halter stressen :grinning_squinting_face: hast du das ausprobiert? Nicht das die Pachycondyla apicalis die Temnos als Zwischenmahlzeit sehen... sozusagen den buchstäblichen kleinen Snack zwischendurch.

  • Also T.n. und Camponotus ligniperdus können definitiv in einem Formi gehalten werden, lediglich die Einrichtung und Größe des Beckens muss stimmen. Funktioniert bei mir seit Jahren. Vor 2 Monaten muste ich jedoch mal ein Becken meiner T.n. räumen und habe sie kurzerhand zu meinen argentinischen Camponotus gepackt. Da sie sich ebenfalls wunderbar vertragen haben, ließ ich sie einfach nach der Beckensäuberung drin. Das ging dann auch 7 Wochen gut, bis ich letzte Woche wohl zu wenig Eiweiß gefüttert habe, dann mussten die T.n. dran glauben.


    Und nebenbei: Ich finde nicht, dass man wegen Mangels an Haltungberichten darauf schließen kann, dass etwas find funktioniert. Ich z.B. habe noch nie einen Haltungsbericht verfasst, habe jedoch auch immer wieder wenn was Thema aufgekommen ist erwähnt, dass bei mir die Vergesellschaftung von T.n. und C.l. gut funktioniert. Ich möchte hier allerdings auch nicht dazu aufrufen zu Vergesellschaften. Ich habe diese Vergesellschaftung vor 6 Jahren begonnen, als ich es noch nicht besser wußte und sie lief wunderbar, weshalb ich auch keinen Grund sehe sie zu beenden, was jedoch eben nicht heißen soll, dass es immer so ist.

  • joey
    Du hast schon recht. Es macht wenig Sin. Aber ich könnte jetzt auch fragen was es für einen Sin macht, sich oftmals teure Exoten die auch gewisse Gefahren mit sich bringen können, ins Haus zu holen, wenn wir ebenfalls sehr schöne und interessante Arten quasi vor der Haustür haben. Du findest Gemeinschaftshaltung nicht sinvoll. Das ist deine Meinung und das ist ok.
    Hab da noch ein par Fragen zu den Arten.
    1. Sind Themnothorax wirklich so empfindlich im Bezug auf zu konstante Temperaturen?
    2. Hab auch schon mal über Tapinoma spec. nach gedacht. Aber ich weiß nicht wie aggressiv die sind.

  • Zitat

    Aber ich könnte jetzt auch fragen was es für einen Sinn macht, sich oftmals teure Exoten die auch gewisse Gefahren mit sich bringen können, ins Haus zu holen, wenn wir ebenfalls sehr schöne und interessante Arten quasi vor der Haustür haben.



    Du bist noch nicht lange genug hier, um mich zu kennen :winking_face: genau diese Frage habe ich x-mal gestellt, denn diese Ansicht vertrete ich seit einigen Jahren. Das ich diese Form der Haltung nicht sinnvoll finde ist so aber nicht ganz richtig. Fakt ist nur, dass ich noch nach den Vorzügen suche. Deshalb wollte ich wissen, wo diese deiner Ansicht nach liegen, ich wollte dir nicht reinreden, sondern das Motiv verstehen.


    Zu deinen Fragen:
    ad 1.: Sofern ich mich recht erinnere ja. Man sollte darauf achten, dass man natürliche Temperaturbedingungen (z.B. wärmere und kältere Tage, Jahreszeitliche Schwankungen bzw. Tag und Nachtbedingungen) möglichst naturgetreu simuliert werden, weil dies den natürlichen Lebensumständen der Art entspricht. Daher ist die Haltung dieser Art am besten in Räumen möglich, die nicht großartig künstlich temperiert werden (z.B. das Schlafzimmer).


    ad 2.: Laut den mir bekannten Beschreibungen verschiedener Tapinoma spec. sind diese anderen Arten gegenüber sehr aggressiv und zumeist (durch Abwehrsekret) überlegen. Für die Vergesellschaftung sind sie daher wohl ungeeignet. Ob das für alle Vertreter der Gattung zutrifft weiß ich aber nicht genau. Ich glaube aber, dass es innerhalb der Gattung durchaus Unterschiede hinsichtlich Aggression gibt... pauschal kann man das also nicht beantworten.

  • War so auch nich gemeint. Hab mich da etwas ungeschickt ausgdrückt.
    Also Tapinoma kann ich wohl vergessen. Ich hab angenommen dass die ihr sekret zur Verteidigung einsetzen. Aber wenn das so ist. Bei Temnothorax bin ich noch unsicher. Ich weiß net ob ich solche Temperaturschwankungen nachahmen kann.

  • Du hast nicht ganz Unrecht, Tapinoma spec. nutzen ihr Wehrsekret normalerweise auch zur "Verteidigung", wobei man Verteidigung aber nicht im Sinne von "Wenn sie mich angreift, bekommt sie die chemische Keule" verstehen darf, sondern "Wenn sie mir zu nahe kommt, bekommt sie ne Ladung". Das heißt das für die Ameise schon der bloße Kontakt mit einer anderen Art eine Abwehrsituation darstellen kann. In der Haltung sind solche Kontakte vorprogrammiert und können zum Problem werden..


    Das mit der Temperatur bei Temnothorax nylanderi ist gar nicht so kompliziert. Du kannst die Anlage einfach in einen kühlen Raum stellen, der wenig direkte Sonne abbekommt (möglicherweise Nordseite) und sich auch im Sommer nicht übermäßig aufheizt (wie gesagt: oft eignet sich das Schlafzimmer, in dem normalerweise ja ständig das Fenster offen ist und nur seltenst geheizt wird). Bei Tag kannst du die Anlage mal mehr und mal weniger beleuchten, am besten mit einer Tageslichtröhre, denn die bringt nicht zu viel Hitze, sondern erwärmt die Arena nur leicht und macht ein sehr angenehmes Licht. Wenn der Nestbereich der Temnos nicht zu riesig ist, sollte das eigentlich ausreichen. Reicht es nicht kannst du nen kleinen Wärmestrahler in ausreichender Entfernung von der Anlage anbringen (Vorsicht! Immer Temperatur kontrollieren, dass es nicht zu warm wird), der tut's dann auf jeden Fall. Orientiere dich dabei am besten an den Außentemperaturen. Abends schaltest du die Röhre einfach aus und lässt die Arena auskühlen. Die Jahreszeitlichen Temperaturschwankungen regeln sich fast von allein durch die Temperaturen im Zimmer. Und im Winter sind die Tiere eh in Winterruhe, die bei dieser Art ruhig etwas kühler sein darf, du musst also im Schlafzimmer keine Minusgrade ertragen :D.
    Es gibt natürlich auch noch die Möglichkeit, die Kolonie gleich draußen zu halten, dabei muss man aber aufpassen, dass man den Standort klug wählt... direkte Sonne verwandelt das Glasbecken gern mal in einen Backofen und Temperaturen von weit unter 0°C über einen sehr langen Zeitraum können auch der kälteresistentesten Art schaden, da ihre Nester normalerweise mit allerlei Blattwerk umgeben unter einer Schneedecke liegen, was bei sibirischen Temperaturen immernoch einen gewissen Schutz bietet.

  • Also, ich halte die T.n. relativ konstanter Temperatur, was nicht bedeuten soll, dass joey Unrecht hat, sondern lediglich, dass es auch möglich ist.
    Meiner bescheidenen Meinung nach ist die Aussage, dass T.n. schwankende Temperaturen braucht, falsch. Ich habe es so verstanden, dass, wenn eine Kolonie in einer Eichel lebt, welche sich wesentlich schneller den Außentemperaturen angleicht als ein unterirdisches Nest, die Kolonie selbstverständlich größere Temperaturschwankungen aushalten können muss. Aber dass sie sie aushalten können muss, bedeutet doch nicht zwangsweise, dass sie sie auch braucht.


    Also wie gesagt, bei mir leben sie auch gut ohne Temperaturschwankungen, ob sie sich mit Temperaturschwankungen besser entwickeln können, kann ich nicht beurteilen. Jedoch ist bei meinen T.n. sowieso keine Entwicklung feststellbar, da die Kolonien bisher nach einem Jahr so oder so bei der maximalen Koloniegröße angelangt sind.

  • Die Kolonie kann durchaus auch konstante Temperaturen überstehen, die Temperaturschwankungen sind aber wie du schon richtig vermutet hast für die Brutentwicklung tatsächlich notwendig. Die Art hat sich aufgrund der Lebensweise, die du ganz richtig beschreibst, an eben diese Schwankungen angepasst, sodass sie die nicht nur verträgt, sondern auch tatsächlich braucht. Das die Kolonie sich ohne diese auch entwickeln kann, ist nicht ausgeschlossen... nur eben suboptimal. Und auch, wenn man das nicht wirklich mitbekommt, kann man ja trotzdem versuchen, ihnen möglichst naturnahe Bedingungen zu bieten.

  • Hehe,


    Danke für die Erkenntnisse. Damit hätten wir ja einen weiteren Punkt der gegen diese Vergemeinschaftung spricht. Meinen C.l. gefallen starke Temperaturschwankungen nämlich garnicht. Also kann man letztendlich nur einer der beiden Kolonien gerecht werden oder man muss schon zwei sehr unterschiedliche Bereiche für beide schaffen.

  • Genau so sehe ich das. Wie gesagt: es gibt nur wenige sagen wir praktische Möglichkeiten, eine Gemeinschaftshaltung zu realisieren, nämlich die Nutzung der Xenobiose oder einer ihrer Vorstufen (was mir bisher im Bereich der Hobby-Haltung noch nie unter die Augen gekommen ist). Alles andere ist enorm platz- und materialaufwändig.

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