Die Erste Kolonie Gründung! Nur welche Art darf es denn sein? + übrig gebliebene oder bleibene Fragen!

  • Halli Hallo,
    Ich bin der Schneckenzuechter (20) und neu hier im Forum und hoffe auf reichen und ja vielleicht sogar jahrelangen Austausch und Leserei!
    Zu mir: Ich habe bis vor ein paar Jahren Achatschnecken (Daher der Name aus anderen Foren und Onlinemedien) gehalten und studiere zur Zeit Biologie auf Lehramt(L3).
    Ich habe mich sowohl hier als Gast als auch in anderen Foren und Internetseiten und einigen Youtube Kanälen sehr viel informiert.
    Trotzdem werde ich bestimmt noch später die ein oder andere Frage haben, da man ja alles richtig machen möchte!
    Zur Zeit habe ich nur eine Frage, zu der ich nicht wirklich was gefunden hab (Suchfunktion ist mir ein Begriff^^) und gerne auch viele verschiedene Meinungen von erfahrenen Haltern aus erster Hand hätte :grinning_squinting_face:
    1. Habe bei vielen Arten Nesttemperaturen von 21°-24° gelesen. Nun im Sommer kann es ja auch gerne im Extremfall mal 28° oder 30° in der Bude werden...
    Wie realisiert ihr das und gibt es da "einfache" Lösungen"? Ich möchte mich ungern erst dann mit dem Problem beschäftigen ;D
    2. Bis auf die richtige Art zu finden habe ich bis jetzt keine grundlegenden Fragen.
    Auswahlkriteren: einheimische Arten: Ich hätte gerne eine normale bis große Art. Anfängergeeignet. Zimmertemperatur. Nicht zu langsam wachsende Kolonie wie manche Camponotus Arten aber auch nicht so schnell wie Atta, das ich direkt nach paar Monaten 2 Nester und Arenen brauche. Halt son Mittelding. Gerne Aktiv und räuberisch. Nicht mega Ausbruchkünstler. Am besten "lieb,harmlos,unverletzend" zu Menschen.


    Kriterien sind in der Reihenfolge in Sachen Relevanz zu verstehen. Wenn alles passt aber ich könnte nur mit Handschuhen rein wäre das auch ok. Sind ja keine Kuscheltiere :grinning_squinting_face:


    Exoten: Würde gerne aber nicht unbedingt die Winterruhe vermeiden. Kriterien sind wie oben nur das ich im Fall der Fälle auch beheizen würde(eventuelle Lösung der Sommerhitze :D) aber Zimmertemperatut wäre schöner. Wobei ja auch hier im Forum oft die Diskussion entsteht, ob Exoten überhaupt für Anfänger geeignet sind... Einziger Grund ist die Winterruhe. Zur Zeit hab ich einen Keller aber wie sieht es in ein paar Jahren aus? Außerdem hätte ich meine Haustiere auch gerne im Winter :grinning_squinting_face: (Kenne das ja von den Schnecken (Trockenruhe))



    In der näheren Auswahl stehen zur Zeit diese, jedoch bin ich für jeden passenden Vorschlag dankbar! :smiling_face:
    Der Klassiker: Lasius Niger (hier fänd ich größer Schöner)
    Formica Fusca (polygyn) sorgt 1. nicht gleich für schnelles Wachstum und große Kolonien Größe oder doch? 2. Braucht man oder kann man mehrere Königen haben? (nicht sehr aktiv und räuberisch richtig?)
    Formica rufibarbis (leider sehr kletterfreudig und somit nicht sehr Ausbruchssicher oder?) EDIT: Raus aufgrund von Agressivität und Gefährdung im Artenschutz.
    Messor barbarus (braucht leider Wärme und weiß nicht genau wie Aufwändig die Körner Fütterung ist?)


    Tut mir leid für den langen Text und hoffe jemand hat trotzdem Lust und Zeit mir zu helfen! :smiling_face:
    Lieben Gruß,
    Schneckenzüchter

    • Offizieller Beitrag

    Hallo Schneckenzüchter.


    Über deine Sorge über die Nestwärme würde ich mir keine all zu große Sorgen machen,
    ich sorge immer dafür das es irgendwo steht wo die Sonne nie hin kommt
    und durch die Befeuchtung wird es sowieso immer ein bisschen gekühlt,
    zudem mögen Ameisen wärme, nur über 30 Grad sollte es nicht werden.


    Zu der Wahl der Art ist immer schwierig zu beraten, wenn du keine Winterruhe möchtest,
    könntest du mal bei den exotischen Camponotus Arten schauen, sie entwickeln sich doch meist schneller,
    als wie einheimische, oder eine Messor Art?


    Zu deiner Auswahl.
    Lasius niger, sind halt sehr klein, vermehren sich aber schnell und ihr Rekrutierungsverhalten,
    ist sehr schön zu beobachten. Wobei sie ja immer als klassische Anfänger Art empfohlen wird,
    was sie wohl am Anfang auch ist, doch wenn es mal mehrere Tausende Individuen sind,
    stellt besonders der Ausbruchsschutz eine Herausforderung dar.
    Formica Fusca, du kannst mehrere Königinnen halten, musst aber nicht. Das sie nicht aktiv sind,
    kann ich mir nicht vorstellen, sie sind in der Natur sehr schnell, gehen halt nur anderen Ameisen aus dem Weg,
    aber ich glaube da wäre immer etwas los.
    Formica rufibarbis wenn ich es richtig im Kopf habe, sind sie ziemlich aggressiv, besonders bei Neststörung,
    stürmt das ganze Volk heraus und versucht es zu verteidigen, mit Einsatz der Ameisensäure,
    was gerade in kleinen Arenen ein Problem werden könnte, ansonsten sind sie in vielen Teilen Europas gefährdet,
    was eine Haltung nicht gerade empfiehlt.
    Messor barbarus, über die Fütterung mit Körner würde ich mir keine Sorgen machen, dies dürfte nicht all zu schwierig sein. Habe sie aber nie selber gehalten.


    Gruß, Wolfgang

  • Dankeschön für deine Antwort Wolfgang! :smiling_face:


    Okay das hat mich beruhigt. Und ganz zur Not gibts es ja noch Möglichkeiten wie Kühlakkus und kaltnasse Handtücher...


    Ja habe mich zum Beispiel schonmal zu Camponotus fellah informiert und Videos geschaut. Wenn die Kolonie aber erstmal größer ist geht das mit dem Wachstum leider auch ziemlich schnell..
    Inwieweit ist denn das künstliche Kleinhalten zu vertreten? Sehe das kritisch, weil ich ja meine Ameisen nicht verhungern lassen will oder die gesamte Kolonie unterernährt ist..
    Oder wird dann "nur" die Brut eingestellt?


    Gibt es denn auch Exoten, die den anderen Bedingungen nahe kommen und bei Zimmertemperatur gehalten werden? Oder ist das bei Exoten nicht der Fall?


    Lasius Niger: Das stimmt auch wieder wenn man auf sehr lange Sicht denkt, was ja eig. der Plan ist.
    Formica Fusca: Hab mir jetzt 2 oder 3 Haltungsberichte durchgelesen. Entweder die falschen erwischt oder es sieht nach einem seeehr langsamen Start aus? Hätte ungern eine Art, die nach 2 Jahren erst 30 Arbeiter hat..
    Formica rufibarbis: Ja ist Raus aus der Wahl, hab auch nochmal Sachen dazu gelesen..


    Messor barbarus: Spielt natürlich auch der Temperaturfaktor noch mit.. Sollen auch eher träge sein hab ich mal wo aufgeschnappt? Jemand vielleicht der sie mal selbst gehalten hat oder hält?


    Ansonsten für jeglichen Vorschlag und Information offen! :smiling_face:


    Lieben Gruß,
    Schneckenzüchter

  • Willkommen Schneckenzüchter,


    wenn man sich ein wenig mit der Biologie der Ameisen auseinandersetzt und experimentiert, kommt man dazu, dass Ameisen überwiegend Kohlenhydrate zum leben brauchen und nur sehr geringe Mengen Protein. Wenn man jedoch auf die Prozesse schaut, die die Königen Eier legen lässt und die Brut heranwachsen lässt, stellt man fest, dass dies nur mit hinrechend großer Proteinzufuhr geht. D.h., wenn du stets Zucker-/Honigwasser gibst aber nur selten Protein werden deine Tiere nicht hungern und das Wachstum wird überwiegend stagnieren.


    Sicher gibt es die. Es gibt Exoten, die bei praktisch allen Bedingungen gedeihen. Ob man die dann grade einem Anfänger rät, steht auf einem anderen Blatt. Jeder der mal versucht hat einer P. pallidula Kolonie im Gemäuer (in mediterranen Regionen) den gar auszumachen, weiß wovon ich rede. Außerdem ist das dann auch immer eine Preisfrage. Natürlich gibt es exotischere Arten, die da passen würden. Billig sind die dann zwangsläufig nicht. Außerdem ist räuberisch und harmlos zu Menschen, eher schwierig. Die meisten Arten, die wirklich aktiv Jagen, haben Stachel oder aber sind herausragende Ausbruchskünstler.


    Hier meldet sich der erwünschte Messorhalter!
    Wie aktiv Messor sind hängt im wesentlichen davon ab, wie groß die Kolonie ist und was du tust um sie zu Aktivität zu ,,zwingen".
    Je Wärmer (natürlich in gewissen Grenzen) du es dein Tieren machst, je aktiver werden sie. Orientiere dich dabei an den Sommern aus dem Gebiet, aus denen die Tiere stammen. Größere Kolonien werden dir auch, wenn du das Nest nur mäßig wässerst, die Arbeit ,,abnehmen" und regelmäßig zwischen den Wasserreservoirs im Formicarium und dem Nest Pendeln. Natürlich ist auch da ein Auge drauf zu halten, wie viel du noch wässern musst und was die kleinen wirklich leisten können.
    Es bietet sich auch an, sie keine Tonnen an Vorräten anlegen zu lassen, sodass sie stets nach Körnern suchen. Also immer mal lieber kleinere Mengen Körner geben, sodass die Tiere nicht in die Trägheit kommen keine weiteren Vorräte anlegen zu wollen.


    Hoffe ich konnte dir soweit weiterhelfen.

  • Dankeschön für den Beitrag!
    Ja kann ich nachvollziehen. Habe in nem anderen Forum das hier gefunden, was ist deine Meinung dazu?
    "Eine Verringerung von Protein führt immer dazu das die Kolonie in ihrem Wachstum gebremst wird und die Kolonie nicht die Brut aufziehen kann die sie will und da die Brut im Endeffekte bestimmt was auf den Tisch kommt wird deren Hunger die Kolonie antreiben. Dadurch geht die Kolonie in den "Angriff" über und versucht mit allen Mitteln neues Territorium zu erobern um Nahrung aufzutreiben was in der Haltung dann erhöhter Ausbruchsdrang heißt."


    Da gebe ich dir Recht.


    Klingt für mich auch sehr interessant und Messor sind im Moment hoch im Kurs.
    Was sagst du in Bezug auf Winterruhe/Ruhepause bei Messor zu der Zeitspanne und Temperatur? Möchte eig. eine Temperatur, egal wo, unter 20° vermeiden. Also nicht zwangsläufig aber wäre schön. :smiling_face:
    Habe in anderen Foren schon nen Beitrag gelesen, wo jemand Messor nur 1-2 Monate im Winter Heizmatten ausmacht und bei Zimmertemperatur hält. Auch dort wächst die Kolonie stätig und bildet mittlerweile Geschlechtstiere aus.
    Es ist nur die Frage zwischen "Lebt noch und legt noch Eier" und "haben es schön nahezu perfekt"
    Hoffe du verstehst, worauf ich hinaus will.
    Lese mir jetz erstmal deinen HB durch!
    Liebe Grüße! :smiling_face:

  • Naja, ich bezweifle, dass die Ameisen im Bezug auf die Brut besonders viel ,,wollen". Sagen wir es mal so: Wenn du weniger Protein gibst, wird sich der Stoffwechsel der Königin darauf ausrichten und ,,sparsamer" damit umgehen. Heißt: Sie legt weniger Eier. Deutlich weniger. Will sagen: Wo keine Eier, da keine hungernde Brut. Außerdem wird die bereits existente Brut kaum hungern, dafür reicht das Protein in den Körnern voll aus. Obwohl ich meinen Messoren mittlerweile so gut wie kein Protein mehr gebe, reicht das Protein aus den Körnern genau so weit, dass das die Kolonie weder wächst noch schrumpft, was ich tatsächlich bezwecke, weil ich keinen Platz für eine explosionsartig wachsende Population habe. Und nein, bei mir versucht niemand neues Territorium zu erobern, wenn ich denen jetzt 1 kg Körner gebe und das Nest vollkommen manuell wässere, dann habe ich praktisch keine Aktivität mehr ausserhalb des Nestes.


    Im übrigen nehmen meine garkein Zuckerwasser oder Honig an. Die nehmen was Kohlenhydrate betrifft ausschließlich Körner. Da vorwiegen Leinsamen, Gerste und Hirse.


    Zur Winterruhe:
    Ich habe von anderen Messorhaltern gehört, dass M. barbarus auch ohne Winterruhe (bei 15°C-17°C) auskommt, aber meist dann doch Verluste unter den Arbeiterinnen zu verzeichnen sind, wenn man sie ,,durchpflegt". Heißt: Es geht, aber du tust den Tieren keinen Gefallen. Das bedeutet puren Stress für die Tiere. Daher bliebe nur, auf afrikanische Arten umzusteigen, die keine Winterruhe halten (wenn alles unter 20°C problematisch für dich ist). Meine Nordafrikaner kann man das ganze Jahr bei konstanten 25°C in der Arena und 21°C im Nest halten (Der Unterschied, weil es im Nest ja tendenziell kühler ist, als an der sonnenbeschienenen Oberfläche).
    Meinen HB müsste ich mal fortsetzen, aber seit ich mit dem Studium angefangen habe, ist da kaum Zeit für da. Es sei gesagt: Im Nest sprießt nix mehr und den Tieren geht`s blendend. Haben sogar ein neues Y-tong Nest bekommen, weil sie sich völlig durch den Gips des alten durchgefressen hatten.


    Sie haben übrigens auch keinen Stachel. Jedoch sind sie nicht unbedingt die aktivsten Jäger, aber totes Protein wird immer gern genommen und mit viel Mandibelaufwand zerlegt. Ob und in welchem Umfang gejagt wird, unterscheidet sich aber von Kolonie zu Kolonie. Ich habe bei einem anderen Halter mal beobachtet, wie sich ein duzend Majorarbeiterinnen über ein Heimchen hergemacht haben. Ich hatte fast etwas Mitleid mit dem Heimchen. Meine Nordafrikaner hingegen, kriegt man nicht so einfach dazu mal in den Angriff über zu gehen, das hat nur mal ein junger Weberknecht geschafft, der sich bei mir in Nestnähe gestohlen hatte. Der hatte nicht lange Gelegenheit am Nest umherzuirren.

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