Ameiseninteressent mit einigen Fragen

  • Hallo!


    Ich spiele schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken Ameisen zu halten, leider finde ich zu einigen Fragen keine (oder nur unbedfriedigende) Antworten:
    1) Mit der Wahl der Ameisenart fängt es schon an: Ich will keine, die Winterschlaf hält, da ich das ganze Jahr über das Gewusel genießen will! Von exotischen Arten wird jedoch immer wieder abgeraten, dennoch sind diese die einzigen, die keine Winterpause haben, außerdem finde ich diese weit interessanter, für die heimischen Arten brauch ich nur in den Garten gehen ;). Welche interessante, nicht winterschlafende Arten könnt ihr mir empfehlen? Ich will nicht mehrere Kolonien (und Arten) halten, daher kann die Art durchaus einige Stunden Arbeit in der Woche verursachen. und auch vieeel Platz brauchen (wenn dieser benötigt wird) :smiling_face:
    2) Wieviel Platz brauchen die Ameisen? Ich denke hier rechnet man am besten in cm³ oder (bei großen Kolonien) in m³. Was sind eure Erfahrungswerte? Bitte die Frage nicht falsch verstehen, ich habe genügend Platz, nur will ich den Ameisen auch ein möglichst angenehmes Leben bescheren, daher will ich den Lebensraum artgerecht abmessen.
    3) Kann man das Becken aus einfachem Plexiglas mit Kleber (da gibts spezielle wasserdichte Kleber für Plexiglas) fertigen? Muss man bei den Materialien auf irgendetwas achten?
    4) Muss man das Becken auch regelmäßig säubern, oder machen das die Ameisen mit ihren "Müllbergen" selbst und den räumt man dann einfach weg?
    5) Wie lärmempfindlich sind die Tiere? Stört im Nebenraum der Ferseher/die Küche, oder sollten die Tiere 24/7 Stille haben?


    Ich freu mich auf Antworten :smiling_face:

  • Zu Frage 1:


    Tut mir leid aber ich muss dir davon abraten direkt mit exotischen Ameisen anzufangen, ich weiß, dass hast du hier schon oft gelesen aber es kann zuviel schief gehen bei der Haltung und dann hast du umsonst 50-80€ ausgegeben!


    Es gibt doch auch interessante einheimische Arten! Wie z.B Raptiformica sanguinea und und und...!
    Und das mit der Winterruhe ist nicht so schlimm, dann hast du mal Ruhe für eine kurze Zeit von den kleinen!
    Das tut auch mal gut :winking_face:


    Ein Kompromiss wäre eine südeuröpäische Ameisenart, wie z.b Messor barbarus, die ich jedoch nicht in der Gründungsphase empfehlen würde sondern dann schon mit 20-30 Arbeiterinnen kaufen würde!
    Diese Ameisen halten dann nicht 6 Monate sondern 3 Monate Winterruhe!


    Zu Frage 2:


    Ein Becken mit den Maßen 60x30x30 wird wohl für die ersten 2 Jahre reichen, danach würde ich aber anbauen!
    Noch ein Becken mit den selben Maßen würde auch wieder für eine Zeit lang reichen, mehr kann ich dir dazu nicht sagen^^!


    Zu Frage 3:


    Kann ich dir erstmal nur sagen das die Stoffe die du verwendest (Kleber, Silikon usw) nicht schädlich sein sollten für Insekten (Ameisen) und ih denke wenn das Becken was du bastelst am Ende dicht, so das keine Ameise raus kommt kannst du das auch aus PLexiglas bauen.


    Zu Frage 4:


    Viel mehr als den Müll, den die Ameisen meistens auf einen Haufen legen, raus zu nehmen kannst du nicht :winking_face:


    Zu Frage 5:


    Das sollte kein Problem sein!
    Bei mir leben die Ameisen in meinem Zimmer, hier gucke ich auch Fernsehn, Unterhalte mich :winking_face: usw.
    Das stört meine Ameisen nicht sonderlich! Zuviel Krach ist aber nicht gut!
    Also nicht Musik so laut aufdrehen das es ein startendes Flugzeug übertönen würde :winking_face:


    Ich hoffe ich konnte dir erstmal weiter helfen!


    Lg Dominik

  • 1. Such dir aus diesem Guide was aus: Welche Arten sind für den Einstieg geeignet?
    Arten ohne Winterruhe (Exoten) empfehle ich nicht für Einsteiger, kann zu viel schief laufen und somit die Kolonie vernichten.


    2. Für den Anfang eine Arena mit einem RG. Später wird der Platzbedarf steigen. Hängt aber von der gehaötenen Art ab.

    Zitat

    cm³ oder (bei großen Kolonien) in m³

    Ameisen können in der Regel nicht fliegen (ausser Geschlechtstiere), somit sind nur Quadratmeter wichtig. Volumen ist denen egal solange man sie nicht zwischen zwei Platten quetscht. :grinning_squinting_face:
    Haltungsberichte erklären hier schon viel, einfach mal anschauen gehen.


    3. Hier ist was über die Arena und Nesttypen
    "Plexiglas und Kleber" würde ich persönlich nicht verwenden um ne Arena zu Basteln. Besser ein kleines Aquarium besorgen. (Findet man immer was billiges auf Ebay)


    4. Eigentlich nur den Müllberg den sie anlegen, entfernen.
    Glaube die meisten Arten legen Mülldeponie an.


    5. Im Nebenraum wird der Lärm sie nicht weiter stören, ausser ihr macht ne Party und dreht den Bass voll auf, so dass die Scheiben wackeln.
    -> Vibrationen stören sehr.


    War wieder jemand schneller..... -.-

    Liebe ist, einem 120 km entfernten Ziel mit einem Aratek-Präzisionsgewehr und einem Tri-Light-Zielfernrohr die Kniescheiben zu zertrümmern!
    (HK-47 xD)

  • Mir geht es in diesem Thread nicht um einen Kaufentscheid sondern eher um ein Gesamtkonzept, welches ich dann umsetzen kann oder nicht. Ich möchte nicht überstürzt irgendetwas tun, deshalb sind mir eure Meinungen wichtig.


    zu 1) Ich verstehe schon die Bedenken und bin mir eben selbst noch nicht sicher, ob ich mir welche "zulege" (deswegen schreibe ich ja hier :winking_face: ). Aber wie schon in meinem ersten Post angemerkt sind Exoten nunmal interessanter, und da lohnt sich dann auch die Mehrarbeit. Leichtfertig Atta sexdens zu kaufen halte ich für genauso falsch wie ihr, dennoch ist diese Art wahnsinnig interessant und man hat dadurch auch mehr Freude damit. Auf antstore.net unter Exoten gibt es einige Arten, die in die erste Haltungsklasse fallen, wären diese "haltbar"?


    zu 2) Ich würde auch gerne kurze Äste usw. verwenden, und ihnen dort das Futter verstecken, damit ihnen nicht langweilig wird, daher spreche ich von Volumen :winking_face: Meiner Meinung nach kann eine Arena nicht groß genug sein, in der Natur haben sie ja auch riesig viel Platz und krabbeln auf Bäume um Nektar/Insekten/Blätter zu finden, warum also nicht auch beim Halter? :smiling_face: In einigen Halteberichten habe ich sehr kleine Arenas gesehen, wo man kaum mehr durch die Scheibe sehen konnte, weil soviele Ameisen an der Scheibe krabbelten. Sowas möchte ich halt vermeiden, das kann ja nicht angenehm sein für die Tiere (außer es ist das Nest).


    zu 3) Plexiglas deshalb, weil es um einiges leichter ist. Ich muss erweitern? Kein Problem, wenn ichs woanders hinheben muss. Man kann die Arena dann leichter erweitern, denn in Plexiglas bohrt man einfach ein Loch, Glas zerspringt beim bohren :winking_face: Ich würde hier aber generell nichts verwenden, was für den Menschen bedenkliche Inhaltsstoffe enthält, das ist aber eh klar...


    zu 4) Ein Müllberg, den sie selbst machen, ist super! Ich hab mir da mehr Arbeit vorgestellt.


    zu 5) Ich mag es selbst ruhig, daher wirds keinen lauten Bass und wilde Parties geben :smiling_face:


    Und nochetwas: Mir würde um die Tiere mehr leid tun als um die 50 bis 80 Euro...

  • Hallo


    • Exoten können (müssen aber nicht) anspruchsvoll sein! - Es gibt viele einheimische Arten, die in der Haltung schwieriger/komplizierter sind als so mancher Exot. Das wichtige ist (was kaum einer genau macht), sich gründlich über diese Art zu informieren, die man sich in sein Haus holt. Viele exotische Camponotus sind recht einfach zu halten (z.B. Camponotus substitutus), sind auch sehr interessant aufgrund ihrer Schnelligkeit. - Aber was mir nicht ganz gefällt ist, dass du von langweiligen einheimischen und interessanten exotischen Arten sprichst. Woher weißt du das wenn du noch nie Ameisen gehalten hast? :winking_face: - Im Prinzip ähneln sich Europäer und Exoten sehr und es gibt bei jeder Art etwas was sie ausmacht, daher sind alle gleich interessant auf ihrer eigenen Art und Lebensweise!
    • Also in der Ameisenhaltung spricht man wirklich nur von der Grundfläche (cm² bzw. m²), aber das heißt nicht das alle deswegen nur niedrige Formicarien verwenden. Man darf gerne so hoch gehen wie man Platz zur Verfügung hat, aber die meisten Arten bleiben eher dem Boden treu und nur vereinzelt klettern sie nach oben... außer dort oben wird Futter erkundschaftet, dann folgen auch die anderen Arbeiter nach oben...
    • Eine Anlage kann aus jedem Material bestehen, so lange man nicht den Ausbruchsschutz gefährdet. Also ob es Glas oder Kunststoff/Plexiglas ist, das spielt keine Rolle - Holz sollte man nur gewählt Verwenden, also nicht zum Beispiel bei vielen Camponotus-Arten ein Holzformicarium verwenden, da diese sich dadurch beißen können (was aber nicht unbedingt der Fall sein muss!). - Alle möglichen Kleber sollten sehr lange gut auslüften, damit keine giftigen Dämpfe mehr auftreten! Wenn der Kleber auch im festen Zustand noch Dämpfe abgeben, dann niemals verwenden - Aquariensilikon eignet sich dafür sehr gut, da dieser auch Plexiglas gut verklebt - der normale Silikon ist von Plexiglas leicht entfernbar!
    • Müllberge sollten entfernt werden, was am Anfang auch noch recht einfach klappt - bei größeren Völkern kann der Müll aber auch mal mehr Arbeit bereiten. Zu dem wird der Halter meist auch bei größeren Völkern verdreckte Seitenscheiben beobachten, welche man nur mit einem feuchten Lappen säubern darf, wenn es dann überhaupt noch möglich ist :grinning_squinting_face:
    • Lautstärke ist kein wirkliches Problem, wie schon erwähnt sind Vibrationen das Problem, weil diese die Ameisen in deren Orientierung stören und verwirren - was auch zum Tode führen kann. Es ist aber umstritten, da es auch große Völker neben Autobahnen oder Zuggleisen zu finden sind. Am besten aber so gut minimieren wie es eben nur geht.
  • Zu 1) Ich bin am Land aufgewachsen, und was gibts dort? Richtig, Ameisen :winking_face: Ich brauche nur in meinen Garten gehen und habe dort 3 (wenn nicht mehr) verschiedene Arten. Warum soll ich diese Art in eine Arena einzwängen, wenn ich sie in der Natur habe? Da tu ich mir doch die Arbeit nicht an und sperr die Tierchen ein... Kannst du mir Quellen nennen, wo ich verlässliche Angaben über eine Art finden kann? Oft sind die Angaben sehr beschränkt oder ein Haltungsbericht hört (evtl. nach dem Auftauchen eines Problems) auf einmal auf und man weiß nicht, wie es weitergegangen ist.
    Zu 2) Ok, gibt es hier ein Daumenmaß für die Koloniegröße, wie zB 10 cm² für 10 Arbeiterinnen?
    Zu 3) An Aquariensilikon hab ich noch nicht gedacht, ist eine super Idee.
    Zu 4) Wie säubert man die Scheiben dann? Lass mich raten: beißen lassen? :winking_face:

    • Das was du in der Natur beobachtest ist noch lange nicht das selbe wie in der Haltung, wo man viel genauere Beobachtungen macht - egal mit welcher Art :winking_face: - und hier noch ein sehr guter Haltungsbericht über Camponotus substitutus: http://www.ameisenforum.de/exo…-haltungserfahrungen.html
    • Nein, es gibt keine Schätzwerte für die richtige Ameisenhaltung, nur "je größer desto besser" (aber nicht unbedingt aufs Nest bezogen)
    • -
    • So in der Art, einfach mit einem feuchten Stück Küchenpapier/Zewa (oder wie man das so nennen mag) kurz über die stark verschmierte Scheibe gehen. Ameisen die sich dran festhalten einfach wieder hineinschütteln... wird aber erst bei sehr großen Völkern zu einem Problem
  • Mal vorweg, Lifestyler hat dir hier schon sehr tolle und gute Ratschläge/Antworten gegeben. (hättest du den Dankomat angemacht, hätte ich dir dafür glatt gedankt :grinning_squinting_face: )


    Wie Lifestyler schon richtig sagte, Exoten können auch leicht zu halten sein. Dennoch gibt es auch Europäische Ameisen, die ohne Winterruhe klar kommen. Pheidole pallidula zB.. Sind zwar sehr klein, aber da tut sich wirklich was! Allerdings weiß ich nicht, ob man als "Anfänger" schon solche sehr wichtigen Dinge wie Ausbruchschutz richtig unter Kontrolle hat. Denn ein Fehler reicht oft, und die Kolonie sitzt im morschen Hausbalken. Was zu sehr viel Besuch und Spaß später führen wird :wahnsinn:


    Mein Tipp aus meiner Erfahrung ist eventuell noch Messor minor hesperius. Diese sind in der Haltung recht anspruchslos, Klettern an rutschigen Scheiben mögen sie nicht, vermehren sich schnell, und können auch zu sehr großen Völkern heranwachsen. Dennoch sind sie sehr interessant und vor allem wunderschön (aber da sind Geschmäker unterschiedlich). Allerdings wie bei jeder Messor Art, würde ich dir als Anfänger von einer Gründerkolonie abraten. Und dir in jedem Fall eine größere Kolonie ans Herz legen, da kann die Größe der Kolonie oftmals einige Fehler besser ausregulieren.


    Was deine Maße angeht, so hengt das immer auch von der Art ab, die du halten willst. Jeodoch wäre es nciht richtig zu denken, dass die kleinen in der Natur unbegrenzten Auslauf haben. Jede Kolonie hat ihr "Revier", sobald es überschritten wird, muss man mit Angriffen von anderen Kolonien rechnen. Ausserdem, wenn du eine kleine Kolonie in ein riesen Becken setzt...viel Spaß beim beoachten in den ersten 1-2 Jahren.
    Mein 30x20x20 Becken reicht meinen Messor barbarus zB. auch im zweiten Jahr noch föllig aus. Es ist eben auch immer die Frage wie du es gestaltest.


    Was das Reinigen angeht, wenn du gefährliche Exoten holst, wird das reinigen vielleicht nicht so spaßig :winking_face:
    Aber sonst einfach mit einem nassen oder trockenen Tuch die scheiben abwischen oder mit einem Schaber die Scheiben reinigen geht auch.


    Eins kann ich dir noch sagen, du wirst Ameisen in deinem Garten nie so beobachten wie wenn sie bei dir in einem Becken sitzen. Und nur weil du vielleicht 3-10 Arten bereits in der Natur beobachtet hast, kennst du diese noch laaaange nicht denke ich. Daher lass dir ruhig auch gesagt sein, Exoten sind NICHT toller/interessanter als einheimische. Allerdings oft viel teurer und viel anspruchsvoller.


    Zuverlässige Infos findest du überall in Foren. Wenn du Fragen zu bestimmten Arten hast, und keine Infos findest, einfach mal nachfragen, in der Regel findest du immer jemanden der dir mit der Art weiterhelfen kann.

  • Eigentlich ist ja schon alles Gesagt ich wollte nur noch ein paar der Sachen mit meinen Worten definiern:


    Anfangs genügen eigentlich kleinere Becken (zB 30x20) das erleichtert das Beobachten da einzelne Ameisen in einem großen Becken optisch eigentlich "verloren" gehn und leicht übersehen werden und schließlich will man sie doch beobachten. Später sollte man das Becken erweitern oder ein größeres nehmen, aber wann das soweit ist kommt auf die Art und auch den Entwicklungsstand der Kolonie selbst an.


    Ich selbst nehme Aquarien und bohre selbst die Löcher rein, klar ist dabei ein Risiko das die Scheibe zerbröselt aber wenn man vorsichtig ist sollte es klappen, und falls nicht ist es auch kein Problem. Da schließlich kein Wasser rein muss setze ich einfach eine neue (Plexiglas)Scheibe ein, und die bohrt sich bestens :winking_face:



    :meinemeinung:
    Weil vorhin der Begriff Camponotus gefallen ist wollte ich nur nochmal zufügen das man als Anfänger bedenken sollte das sie zwar schön groß sind aber genau aus diesem Grund auch sehr lange Entwicklungszeiten haben, und gerade da man als Anfänger ordentlich Action sehen will ist es schon so manchem passiert das er als Langeweile dieses Hobby wieder aufgegeben hat, was mit einer anderen (schneller entwickelnden) Art sicher nicht passiert währe.
    Grundsätzlich würde ich schon zu einer Einheimischen raten (ich lebe auch auf dem Land und trotzdem halte ich die selben Arten wie ich im Garten habe da es deutlich anders ist :winking_face: ) aber falls du wirklich nicht umzustimmen bist würde ich auch ehr zu Messor Art raten (Aber bitte vorher ordentlich und gründlich Informieren).


    lG Skrag


    P.S. bei Fragen zu speziellen Arten kann man auch die Suchfunktion in der Mitgliederliste nutzen, so findet man normal einen Ansprechpartner mit Erfahrungen zu der gesuchten Art

  • Nun ja, ich schreib dann mal was zu zwei Dingen, die mir aufgefallen sind:


    1. Immer und immer wieder hört man die Argumente „einfach zu halten“ vs. „nicht einfach zu halten“... diese Einschätzung ist in den meisten Fällen sowas von schwammig, dass man es so nicht stehen lassen kann. Was das nämlich bedeutet, hängt von sehr vielen individuellen Faktoren ab: für mich sind Lasius niger extrem einfach zu halten, aber für jemanden, der noch nie Ameisen hatte, kann diese Art eine echte Herausforderung werden. Auch Lasius niger können ausbrechen (und ich schwöre: sie werden, wenn man sie lässt, sie sind echte Ausbruchsspezialistinnen) und auch Lasius niger können versterben, das kommt sogar häufiger vor als man glaubt (die meisten geben es nur nicht zu). Nach wessen Kriterien schätzen wir denn nun „einfach“ ein? Hinzu kommt, dass man mit diesem Argument die Wahl für die richtige Einstiegsart gar nicht treffen kann, denn wie richtig festgestellt wurde, gibt es wahnsinnig einfache exotische Arten (um Monomorium pharaonis muss man sich zum Beispiel gar nicht kümmern, die machen alles allein und entwickeln sich prima :D) und dann wieder einheimische Mimosen.


    Es wundert mich doch stark, dass es immer wieder dieses seltsame Argument ist, welches ins Feld geführt wird, obwohl es die Meisten längst besser wissen sollten: Der eigentliche Grund, aus dem man von einem Einstieg mit Exoten abrät ist doch zum einen, dass hier keine Basisfertigkeiten und –erfahrungen vorhanden sind, auf denen zusätzliche Erfordernisse aufbauen können. Banale Dinge, die wir alle mal lernen mussten: wie bearbeite ich ein Nest? Wie halte ich ein Formicarium sauber? Unter welchen Bedingungen bekomme ich welche Luftfeuchtigkeit? Wie entwickelt sich die Temperatur? Welche Tücken bergen verschiedene Standorte? Wie erweitert man ein Formicarium? Woran erkenne ich die richtigen Fütterungs- und Befeuchtungsintervalle? Woran sehe ich, ob der Platz noch ausreicht? Und selbst hier im Thread sieht man es mal wieder: wie viel Platz notwendig ist, kann man eben nur vage sagen. Das alles kann man sich nur bedingt anlesen, denn dafür braucht man ein gewisses Gespür... erst wenn man das hat, sollte man sich mit der dauerhaften und gezielten Anpassung von Bedingungen auseinandersetzen (höhere Temperaturen, genaue Regulation der Luftfeuchte, Jahreszeitliche Bedingungen die unserem Sommer-Winter-Rhythmus u.U. genau entgegengesetzt sind usw.). Wir empfehlen die Einsteigerarten ja gar nicht, weil sie so einfach sind, sondern weil sie ein Rundum-Sorglos-Paket sind: sie verzeihen auch mal einen Fehler (und ausnahmslos jeder Einsteiger macht mal was falsch), sind einigermaßen robust, interessant zu halten und entwickeln sich üblicherweise gut ohne dabei einen Anfänger zu überfordern. Deshalb gehören auch viele Einheimische nicht in den Kanon dieser Arten.


    Der andere Grund, zu einheimischen Arten zu raten, ist ökologischer Natur... ich weiß, darum schert sich heute keiner mehr und eine Menge Leute leugnen alles, was sie in diesem Zusammenhang steht, aber ich wehre mich entschieden dagegen, diesen Aspekt völlig wegzulassen (besonders, wenn es um Einsteiger geht... bei vielen Profis liegt die Sache auch schon wieder anders, aber wie gesagt: hier muss man von ganz anderen Voraussetzungen ausgehen, deshalb nennt man sie ja Profis :winking_face: :frowning_face: Intraspezifische Homogenisierung und Infektionsgefahr durch exotische Ameisen


    2. Finde ich es massiv bezeichnend, dass man behauptet, einheimische Arten seien langweilig... nichts für ungut, aber das zeugt von absoluter Unwissenheit. Viele Verhaltensweisen (etwa die sozialparasitische Lebensweise) sind eine wahnsinnig interessante Geschichte, die sich nur unter Bedingungen entwickeln konnte, wie sie in unseren Breiten anzutreffen sind. Viele Sozialparasiten sind von einer speziellen Wirtsart abhängig, sodass eine Artenvielfalt, wie sie in der Heimat der meisten Exoten auftritt, hierfür sogar kontraproduktiv ist. Das Verhaltensrepertoire einheimischer Arten steht dem exotischer also in nicht allzu viel nach. Und sich hinzustellen und zu sagen „hab ich im Garten“... ich will es mal so ausdrücken: ich komme auch vom Land und meine Lieblingsart ist nach Jahren der Haltung noch immer Lasius niger. Und das mit Sicherheit nicht ohne Grund. Wer hier Wildbeobachtung und Haltung für vergleichbar hält, hat mMn schlicht Nachholbedarf.
    Selbiges gilt für die Ablehnung der Winterruhe... jeder, der schonmal versucht hat, ein voll eingerichtetes Exotenbecken eines größeren Volkes von Grund auf zu sanieren, zu erweitern oder umzugestalten (besonders wenn es sich um nette Zeitgenossen wie Paraponera clavata handelt :winking_face: ) wird ein Liedchen davon singen können, wie produktiv und angenehm doch die Winterruhe sein kann. Außerdem hat man mal wieder Zeit für sich und die Spannung der Haltung lässt nie nach... ich freu' mich immer wie ein kleines Kind und zähl die Tage, bis ich endlich auswintern darf. Außerdem bin ich der Ansicht, dass Geduld und Durchhaltevermögen wesentliche Grundvoraussetzungen für die Ameisenhaltung sind... die Einstellung zur Winterruhe ist hier ein recht guter Indikator.


    Und bitte versteht mich insgesamt nicht falsch: die Exotenhaltung hat natürlich ihre Reize... aber ich halte mich immer an eine Weisheit meiner lieben Großmutter: alles zu seiner Zeit. Nun ja... ich wollt's nur wiedermal gesagt haben :grinning_squinting_face:

  • Du holst dir mal Lasius niger bis zum winter und lernst mal die basics. Wenn du dann immernoch feuer und flamme bist auf exoten, holst du dir eben eine leicht zu haltende exoten art für während dem winter. Solltest du dein interesse derweil verlieren, setzt du sie wieder aus oder gibst sie weiter ( die Lasius niger natürlich ^^)


    Kompromis?

  • Ok, da ihr alle so darauf pocht, dass man nicht gleich mit Exoten beginnt, werde ich mir höchstwahrscheinlich Lasius niger holen und diese mindestens bis zum Winter halten. Wie ist das mit der Aussetzung von einheimischen Ameisenarten? Gibt es da einen Guide dazu? (Nur falls ich wirklich keinen Gefallen mehr an den Kleinen habe, dass ich sie nicht sterben lassen muss...)

  • Also die restlichen Antworten überlasse ich mal den profis ich als blutiger anfänger kann dazu nicht viel sagen :grinning_squinting_face:


    Zitat


    zu 2) Ich würde auch gerne kurze Äste usw. verwenden, und ihnen dort das Futter verstecken, damit ihnen nicht langweilig wird, daher spreche ich von Volumen :winking_face: Meiner Meinung nach kann eine Arena nicht groß genug sein, in der Natur haben sie ja auch riesig viel Platz und krabbeln auf Bäume um Nektar/Insekten/Blätter zu finden, warum also nicht auch beim Halter? :smiling_face: In einigen Halteberichten habe ich sehr kleine Arenas gesehen, wo man kaum mehr durch die Scheibe sehen konnte, weil soviele Ameisen an der Scheibe krabbelten. Sowas möchte ich halt vermeiden, das kann ja nicht angenehm sein für die Tiere (außer es ist das Nest).


    Bezüglich auf die Äste würde ich dir ans herz legen gut über die Einrichtung nachzudenken zB Bodengrund>welchen, wie hoch usw oder Wurzeln und äste im terra
    ich hab die erfahrung gemacht das die ameisen eine schöne einrichtung mehr oder weniger missbrauchen.. meine nesttyp sollte ytong sein aber am ende wohnten sie mal im holz dann unter der wurzel(sry update im haltungsbericht kommt noch :huepf: ) unter wassernapf und das möchte ich dir ersparen :smiling_face:

  • wvrm: Thema Aussetzen: ich habe in meinem letzten Post einen Beitrag verlinkt (den du hoffentlich wenigstens mal überflogen hast), dort gibt es eine Rubrik, die "intraspezifische Homogenisierung" heißt. Dieser beantwortet die Frage "Aussetzen?" schon zum Teil, denn hier ist begründet, warum man auch ein gekauftes Volk einer einheimischen Art nicht einfach aussetzen sollte. Wenn du also mit diesem Gedanken spielst, dann solltest du auf den Schwarmflug warten und eine Gyne fangen... nur dann kannst die die Erfahrungen bis zum Winter weitestgehend vergessen: zum einen dauert es noch eine Weile, bis Lasius niger schwärmt. Zum anderen ist die Volksentwicklung im ersten Jahr nicht allzu extrem, auch bei einer schnell wachsenden Art nicht, denn immerhin dauert es eine ganze Zeit, bis die ersten Arbeiterinnen schlüpfen. Bis zum Winter werden es dann auch nicht allzu viele sein. Und im Winter aussetzen geht schon mal gar nicht, das wäre dann also auch mindestens eine Verpflichtung von einem Jahr.
    Die Alternative: ein kleines Volk kaufen (sagen wir bereits mit 20-30 Arbeiterinnen) und dann wieder verkaufen/abgeben. Das wird aber nicht wesentlich einfacher, denn ein solches Volk fachkundig und sachgerecht zu verschicken ist auch nicht so easy... du müsstest also auf Abholung spekulieren, aber wegen einem kleinen Volk Lasius niger fährt sicher keiner 200km weit.


    Alles in Allem kann ich dir nur eins raten wvrm: denk vielleicht noch einmal darüber nach, wieso du eigentlich Ameisen halten willst? Meinst du wirklich, das ist was für dich? Man fängt nunmal immer klein an... egal ob man Sport treibt, Motorrad fährt, Computerspiele spielt oder Ameisen hält. Aber das ist kein Computerspiel, das man mal eine Weile zockt und dann wieder von der Platte schmeißt, wenn es seinen Reiz verloren hat, sondern das sind Lebewesen, für die man eine Verantwortung übernimmt! Ameisenhaltung ist zudem ein Hobby, in welches du verdammt viel Zeit und Mühe investieren musst und welches dich, wenn du es ernsthaft betreiben willst, über Jahre bindet. Die Entscheidung dazu sollte also wohl überlegt sein. Wenn du aber schon jetzt nicht die Geduld investieren willst, dich mal eine Weile mit der Materie zu beschäftigen und erstmal zu versuchen, ein Volk Lasius niger o.ä. in den Griff zu bekommen und dauerhaft zu pflegen, bevor du richtig loslegst, frag ich mich ernsthaft, was eigentlich deine Motive sind?

  • Hallo wvrm,


    prinzipiell finde ich es schonmal gut, dass Du Dir nun eine einheimische "Anfängerart" zulegen willst. Wobei, wie schon vielfach erwähnt, "ANFÄNGER" nicht gleichzusetzen ist mit "LANGWEILIG". Ich denke, es soll nur die Haltungsschwierigkeit anschaulich machen. Und glaub mir, auch Lasius niger sind nicht so ganz ohne.


    Was man auch manchmal unterschätzt ist der Nahrungsbedarf. Bist Du z.B. bereit, Dir in einem Zooladen lebende Mehlwürmer oder Heimchen zu besorgen und diese dann zu überbrühen?


    Ich habe mir auch gedacht, bevor ich mir eine andere Art zulege, sollte ich zuerst die am leichtesten zu haltende Art ausprobieren, also Lasius niger. Wenn ich es schaffe, diese erfolgreich zu betreuen bin ich bereit für "Größeres". Doch zuvor habe ich mich informiert. Sicher, Du kannst auch eine andere Einsteigerart wählen, doch damit habe ich keine Erfahrung.


    Nun bin ich im zweiten Haltungsjahr, habe immer noch sehr viel zu entdecken, zu beobachten und vor allem zu lernen, und wenn man nicht halbwegs blind ist, sind die Lasius niger auch ohne Lupe sehr gut zu beobachten. Und ich werde vorerst auch bei dieser Art bleiben, denn sie gefallen mir einfach und ich kenne mich mit ihnen ein wenig aus.
    Sollte mal eine ausbrechen, muss ich auch keine Angst haben, dass ich oder die Natur in meiner Umgebung größeren Schaden nimmt.


    Gruß
    Depape

  • Sam: Das ist gut zu wissen. Ich habe gelesen, dass eigentlich alle Arten mit feinem Vogelsand gut auskommen, da sie dort nicht graben können und sozusagen gezwungen werden in das für sie vorgesehene Nest zu ziehen, da es keine Alternativen gibt. Lebende Pflanzen fallen auch flach, da die Ameisen in der Erde gern graben (oder auch die Pflanze selbst anknabbern). An Vogelsand und festen (also nicht morschen und natürlich überbrühten) Ästen kann ja nicht viel verkehrt sein? Wie reagieren die Tiere eigentlich auf leichtes Heu/Kieselsteine?


    joey: Deinen Link habe ich überflogen, ja, ansonsten scheinst du mich ja rech gut zu kennen. Welches Hobby wär denn etwas geeigneter für mich?


    Depape: Wie schon weiter oben geschrieben: Ich habe mir einige Haltungsberichte durchgelesen. Ich weiß dadurch, dass die Tiere auch Eiweiß brauchen und nicht von Luft und Liebe (oder Zuckerwasser :winking_face: ) leben können. Zu einzelnen interessanten exotischen Arten habe ich schon vor der Threaderstellung eigene Listen aufgestellt, zusammengesucht aus deutschen wie auch englischen Foren und Haltungsberichten, was die Tiere fressen, wieviel Platz die Halter ihnen geben, Temperatur des Nests und der Arena, Austattung des Lebensraums usw. Ich habe eigentlich nicht das Gefühl, dass ich in das Thema Ameisenhaltung unvorbereitet einsteige, falls du das meinst.


    Alles in allem muss ich sagen: Ich habe das Gefühl von ein paar hier nicht ganz für voll genommen zu werden. Woran liegt das? Muss man hier immer mit den Postern einer Meinung sein? Warum werden andere, subjektive Interessen immer schlichtweg als falsch dargestellt, indem einem Nichtwissen vorgeworfen wird? Warum kann man nicht das Gegenteil davon aufzeigen oder diese Meinung als gegeben hinnehmen und versuchen dahingehend zu beraten?

  • Sagen wir mal, dass das vor allem mit deiner aussage:"einheimische sind uninteressant, die kenne ich eh schon von vor der tuer, interessanter sind exoten" zu tun hat.
    Wer soetwas ohne erfahrungen schreibt, ist irgendwo noch ziemlich gruen hinter den ohren. Zumal joeys lieblingsart nach jahren der halung immernoch Lasius niger ist;)
    ich nehme dich durchaus fuer voll, war mal genauso :winking_face: nur habe auch ich schnell festgestellt, das so manche aussagen von erfahrenen haltern wohl doch nicht ganz falsch war. Dennoch gab es auch aussagen die ich bis heute bloedsinn finde. Jeder muss da seinen weg finden der fuer einen selbst stimmt und passt.
    Und neulinge wurden schon des oefteren so begrueßt wie du wenn sie solche aussagen gleich am anfang gemacht haben (ich auch...)


    noch ganz kurz nebenbei, vogelsand ist ein absolutes tabu in der ameisenhalung!!! Allein das zeigt, du musst dich noch mehr informieren :smiling_face: ( nichts fuer ungut)
    vogelsand enthaelt chemikalien die das schimmeln und riechen von vogelkot verringern sollen. Ameisen reagieren sehr stark auf solche mittel und sterben von heut auf morgen. Zudem koennen sie nicht gut auf diesem laufen da er zu feinkoernig ist.


    Hoffe ich konnte dir etwas weiterhelfen.


    LG und lass dich nich unterkriegen :winking_face:


    EDIT: Vögel die sand essen? gibts das? kenne mich da absolut nicht aus, aber hört sich komisch für mich an. benutz ihn einfach am besten nicht. nimm aus der terraristik und aquaristik, dann biste auf der sicheren seite.

  • In Vogelsand werden verschiedene Sachen mit reingemischt die ich als Halter ehr weniger gern im Formicarium habe da ich auch schon von Ausfällen wegen Vogelsands gelesen habe. (keine Ahnung obs da unterschiede gibt, ich halte mich da lieber allgemein fern :winking_face: )
    Aber warum muss es denn unbedingt feiner Vogelsand sein ??
    Ich finde Wüstensand für Terrarien sogar besser, der ist auch superfein, kostet auch nicht die Welt und ist sogar in verschiedenen Farben erhältlich.


    lG
    Skrag

  • Evtl. gibt es hier verschiedene Arten von Vogelsand?


    Genau das ist das Problem. Vogelsand unterliegt keinerlei Kontrollen und die
    Inhaltsstoffe müssen auch nicht auf der Verpackung deklariert werden.
    Einige sind gegen Milben vorbehandelt und ich weiß von Verlusten nach dem
    Gebrauch desselben, auch aus eigener leidvoller Erfahrung.


    Diese Produktunsicherheit und das Vorhandensein von Alternativen
    lässt mich von Vogelsand Abstand nehmen.



    .

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