Ameisen Ausbruchsschutz

  • ice_trey

    Hat den Titel des Themas von „ameisen ausbruchsschutz“ zu „Ameisen Ausbruchsschutz“ geändert.
  • Hi juse22,


    das kann man so pauschal nicht sagen, wenn wir sonst keine Infos von dir haben. Welche Ameisenart liegt vor? In was für einer Art von Becken/Nest willst du sie denn halten? Geht es um deine Lasius niger?


    Hier einige allgemeine Angaben zum Ausbruchsschutz: https://www.ameisenhaltung.de/die-ausbruchssicherung/




    Im Prinzip gibt es - neben dem Deckel, den ich immer nur als zweite, zusätzliche Sicherung nehme - vor allem die Möglichkeit, mit Öl oder Talkum zu arbeiten. Beides hat Vor- und Nachteile.


    Tendenziell ist Öl (man nutzt vor allem dickflüssiges Paraffinöl) fast nicht sichtbar, muss aber mEn ein wenig häufiger erneuert werden und ist v.a. in sehr feuchten Becken schnell brüchig (da sich die Wassermoleküle in der Luft und das Öl gegenseitig abstoßen). Ameisen mögen die Berührung mit Öl nicht besonders und rutschen daran ab, falls sie die Schicht betreten. Wenn man eine Ölsperre erneuern muss, kann man eine Weile einfach neues Öl auftragen - man sollte es aber besser jährlich komplett erneuern, weil es irgendwann ranzig wird und dann auch klebrig wird und seine Wirkung verliert.


    Öl haftet nicht an Silikon, somit muss man beim Becken besonders aufpassen und entweder das Silikon entfernen oder z.B. mit Klebeband abdecken. Öl bringt man einfach dünn (!) mittels Küchenpapier oder eines Tempos auf. Man träufelt es also auf das Papier und fährt dann am Rand gleichmäßig entlang. Das erfordert ein wenig Übung. Weniger ist hier mehr, denn eine zu dicke Ölschicht wird schneller löchrig. Das erkennt man daran, dass das Öl sich mit der Zeit zusammenzieht, es bildet wieder Tröpfchen. Irgendwann können die Ameisen dann einfach zwischen den Tröpfchen durchlaufen - daher besser eine hauchfeine Schicht, die aber gut kontrollieren und regelmäßig erneuern. Man kann auch Pflanzenöle nehmen, die werden aber besonders schnell ranzig und müssen noch öfter erneuert werden.



    Talkum ist sichtbar (weiß bis hellgrau), bröselt unter den Füßen der Ameisen weg. Das führt auf Dauer dazu, dass am Boden unter der Sperre das Talkum als Puder liegt (sollte man ab und an entfernen oder überdecken). Dafür ist es mEn ziemlich lange haltbar und man sieht gut, wenn die Sperre zu dünn wird - man kann dann einfach wieder neues Material auftragen.

    Allerdings ist auch Talkum in sehr feuchten Umgebungen schnell nicht mehr so wirksam, da es dann Feuchtigkeit anzieht und nicht mehr gut bröselt.

    Talkum kann man einfach mit einem Pinsel auftragen. Man rührt das Talkumpulver (nicht einatmen! gesundheitsschädlich in den Atemwegen) mit etwas Wasser zu einem eher dicken Brei an und kann dieses dann einfach als Schicht am Beckenrand auftragen. Dann erstmal einige Stunden trocknen lassen. Kommt einem die Schicht zu dünn vor, kann man wie gesagt einfach nacharbeiten - dann selbiges wiederholen. Die Schicht darf gerne 1-2mm dick sein.


    PTFE ist eine weitere Möglichkeit, wird aber nur von sehr wenigen Haltern genutzt, weil es unheimlich schwierig in der Anwendung ist. Würde ich daher auch nicht empfehlen.


    Der Deckel sollte mMn bestenfalls noch dazu kommen. Bei den Systemen aus den Shops bekommt man meist Deckel mitgeliefert, die eine Belüftung aufweisen und die wirklich gut abschließen, weil sie auch eine Dichtung haben. Dennoch kann die Luft zirkulieren, weil der Deckel eben luftdurchlässig ist (die Öffnungen sind meist mit Metallgaze abgedeckt). Wenn man ein Becken selbst baut, muss man da selbst ran. Ich empfehle dann, sich die Systeme der Shops "einfach" nachzubauen. Effektiv wird das ohne Glasschneidewerkzeug nicht funktionieren und man wird auch einige Glasscheiben ruinieren, wenn man keine Übung hat.

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

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  • Hi,

    Und was ist mit Babypuder + Alkohol?

    Welchen alkohol verwendet man da am besten?

    Alkohol hab ich noch nie gehört. Aber sicher nicht gut für Ameisen.


    Ice hat gerade neulich ziemlich einiges geschrieben, lies es dir mal durch: RE: Frage zu Ausbruchs-Schutz und Befeuchtung


    Daneben kommt es auch stark auf die Art an und wie sie gehalten wird. Ich nehme jetzt nicht an das du mit einer großen Kolonie startest und vieles lernt man dann mit der Zeit.


    Erzähl uns doch bitte mit welcher Art du starten möchtest und welches Setup du dir da überlegt hast.

  • Und was ist mit Babypuder + Alkohol?

    Babypuder ist für den Ausbruchsschutz vollkommen ungeeignet. Man liest davon lediglich, weil auch in Babypuder oft Talkum (= Talc = Magnesiumsilikathydrat) auf der Zutatenliste steht, gerade auf den billigen Produkten (beim Einatmen gesundheitsschädlich). Doch enthält Babypuder gleichzeitig eine Vielzahl an Substanzen, die für Ameisen schädlich sein können, z.B. Konservierungsstoffe, Trennmittel, Parfums, etc.pp.


    Babypuder ist dabei aber darauf ausgelegt, stark feuchtigkeitsbindend zu sein. Was beim feuchten Babyhintern und auch bei Sportlern (auch die nutzen div. Magnesiumverbindungen) Sinn macht, ist für den Ausbruchsschutz das komplette Gegenteil! Zieht der Puder Feuchtigkeit, verliert er seine Wirkung. Das Problem haben wir, wie geschildert, auch beim Talkum, aber erstens eben nicht in dem Maße, zweitens wenigstens ohne Zusatzstoffe.


    Ergo gibt es weder in der Wirkung, noch im Preis einen Grund, auf Babypuder auszuweichen - Talkum als den besseren Ersatz bekommt man in großen Mengen im Internet zum günstigen Preis und es funktioniert. Reines Talkum bekommst du ohne Versandkosten z.B. für unter 5€ 400g auf eBay. Diese Menge reicht dir für dein gesamtes Ameisenhalterleben.

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  • Zum Thema Talkum gibts hier einen interessanten wissenschaftlichen Artikel:
    https://myrmecologicalnews.org…_printable.pdf&format=raw

    Kurzgefasst:

    Talkum besteht aus mikroskopisch kleinen Teilchen mit unterschiedlicher Größe. Wenn 97% der Teile des Puders eine Größe haben von nicht mehr als 3 µm (Mikrometer), dann sollen selbst kleinste Ameisen wie M. intrudens von einem Ausbruch abgehalten werden können, über ein Jahr lang. Bei größeren Ameisen wie L. niger können die Teile auch größer sein, z.B. für S. invicta reicht auch 25µm. Talkum soll hier besser wirken als Fluon, sofern man es mit Ethanol (z.B. 70%ig) statt Wasser mischt. Der Ausbruchschutz besteht darin, dass die Ameisen das Talkum bei so kleinem Maßstab nicht übertreten können, da ihre Beine darauf nicht haften - sie rutschen ab (und nicht, weil das Talkum mit ihnen zu Boden fällt).


    Ich habe mir mit meinem Labormikroskop daher mal zwei Talkum-Puder bestellt. Einmal von Antstore und das andere mal von einem Restaurierungsshop für Keramiken. Die boten es nur an Gewerbetreibende an, aber als ich nett gefragt habe, wars kein Problem.


    Das Talkum von Antstore

    Auf Nachfrage gab Antstore folgende Angabe zur Größe an:
    D50 = 8,6µm (D50 bedeutet, dass 50% aller Teilchen nicht größer sind als 8,6µm. Es gibt dann aber auch größere dazwischen)

    Meine Messung mit dem Mikroskop ergab für D98 = ~45,0µm (heißt es gibt nur 2% Teilchen die größer als 45 µm sind).


    Das Talkum vom Restaurierungsshop

    Angabe: D50 = 3,0µm

    Meine Messung: D98 = ~25,0µm.

    Man sieht auch optisch deutlich den Unterschied zwischen beiden Talkum-Pudern. Ich benutze nur letzteres und die Ameisen machen einen großen Bogen um den Anstrich. Das Ethanol verfliegt nach dem Auftragen.

  • Oh wow, krass. Danke für den Input, echt interessant!


    Das Gute an Talkum ist auch, dass man es echt dick auftragen und easy mehrfach schichten kann. Man sieht gut, wenn die Schicht marode wird. Bei Öl ist das nicht der Fall - und wie beschrieben sind Pflanzenöle oft unzuverlässig (Schicht sieht per Sicht ok aus, aber die Ameisen laufen drüber).


    Effektiv wird man auch ohne genaue Kenntnis der Partikelgrößen bei Talkum sicherlich nichts falsch machen damit - aber das mit dem Ethanol muss ich echt auch ausprobieren :thinking_face:

    Träume den unmöglichen Traum, besiege den unbesiegbaren Feind, strebe mit deiner letzten Kraft nach dem unerreichbaren Stern.

  • Man kann, muss aber keine Wissenschaft draus machen. :grinning_squinting_face: Vorteil bei kleinerer Partikelgröße ist halt, dass das Talkum besser haftet. Ich denke das Gebrösele, was wir so kennen, liegt daran, dass standardmäßig recht große Partikel im Talkum vorhanden sind. Ethanol verbindet die Partikel noch einmal besser als Wasser, da es schneller verdunstet. So entsteht auch eine ebenere Fläche. Sonst fließen die Partikel im senkrecht angebrachten Pulver nach unten und sammeln sich an einer Kante, wenn es noch zu feucht ist.

    Trotzdem kann es leicht wegbröseln wenn man mit dem Finger dran kommt. Das ist bei Öl beser, da schmierts dann nur.

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